piwik no script img

WM-Halbfinale Argentinien – NiederlandeLaaaaangweilig!

Das zweite WM-Halbfinale ist wenig ansehnlich. Am Ende setzt sich Argentinien im Elfmeterschießen durch. Keeper Sergio Romero hält zwei Strafstöße.

Wesley Sneijder scheitert an Sergio Romero. Bild: reuters

Die Startbedingungen: Ein Halbfinale, das auch problemlos als Endspiel durchginge. Insofern klebt an der kommenden Begegnung auch die Erinnerung an jene 1978 in Buenos Aires ausgetragene WM-Finalpartie, mit der sich, keine Unsportlichkeit auslassend, die Argentinier ihren ersten Titel gegen die Niederlande erspielten. Zuletzt trafen die Teams bei einer Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland aufeinander. Ein maues Gruppenspiel, das torlos endete. Für den verletzten Außenstürmer Ángel di María spielt bei Argentinien Enzo Pérez.

Das Spiel: Die erste Häfte beginnt geruhsam. Kuyt schickt nach ein paar Minuten mit einem präzisen Pass Robben in den argentischen Strafraum, der hat Platz, weil er im Abseits steht. Danach passiert wenig. Schließlich erbarmt sich Argentinien. Die Räume auf der linken Seite, für die Blind und Martins Indi zuständig sind, werden größer. Allerdings bügelt Innenverteidiger Vlaar die Fehler der Kollegen aus.

Nennenswert ist ein Freistoß von Messi (landet in den Armen von Keeper Cillessen, 15. Minute) und Garays Kopfball nach einer Ecke von Lavezzi (geht drüber, 24. Minute). Die zweite Halbzeit verstreicht ereignislos: Regen, Fehlpässe, Schubser hier, Rumgebolze da. In der 75. Minute kommt ein schnittiger Ball flach in den niederländischen Strafraum, Higuain rutscht rein – Außennetz.

Kurz vor dem Ende sticht Robben in den argentinischen Deckungsverbund, doch Mascherano blockt dessen Schuss ab. Es folgt eine ergebnislose Verlängerung, die ihren Höhepunkt mit der Auswechslung von Robin van Persie erreicht. Huntelaar kommt. Es ist der dritte Wechsel bei den Niederländern, somit kommt Ersatzkeeper Krul nicht mehr zum Einsatz. Nochmal zwei Chancen für Argentinien: Palacio und Rodriguez vergeben kläglich.

Elfmeterschießen: Vlaar – Romero hält. Messi – drin. Robben verwandelt. Garay trifft. Sneijder – Romero hält erneut. Aguero – Tor. Kuyt verwandelt. Rodriguez schießt Argentinien ins Finale.

Der Moment des Spiels: Der Beginn des Elfmeterschießens. Das Vorherige war schwer erträglich.

Der Spieler des Spiels: Sergio Romero hält zwei Elfmeter.

Die Pfeife des Spiels: Martin Demichelis senst in der 37. Minute Sneijder um – dunkelgelb.

Die Schlussfolgerung: Eigentlich hat dieses Halbfinale keinen Sieger verdient. Nach 1986 und 1990 treffen sich Argentinien und Deutschland wieder in einem WM-Finale.

Und sonst? Der Papst ist auch im Stadion – allerdings nur als Pappmaske, die sich ein Fan gebastelt hat. Und: Es gibt vor dem Spiel eine Schweigeminute für den kürzlich im Alter von 88 Jahren verstorbenen Alfredo di Stefano, der mit Real Madrid fünfmal den Pokal der Landesmeister gewann.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Guter Artikel. Van Gaal hätte den Torwart wieder austauschen sollen, denn der ist fast 10cm größer als der niederländische (Haupt-) Torwart und hat somit mehr Chancen den Ball zu halten, wenn er denn in die richtige Ecke springt. Außerdem hat der andere Keeper die psychologische Kriegsführung drauf, wie er zuletzt bewies und die gehört zum Elfmeterschützen dazu. Schade, dass Holland raus ist.

    • @Christoph Hillmick:

      Psychologische Kriegsführung??? Das geht gar nicht! Völlig daneben! - Scholl meinte gestern: Die Holländer spielen einen schmutzigen Fussball. Recht hat er! Schön, dass sie nach Hause fahren!

  • Unten schieben Müllmänner in orangefarbigen Overalls die Tonnen zum Wagen. Das machen die gut. Ich muss schmunzeln. Meine Olle meint, ich wäre gemein.

  • Sicher weniger laaangweilig als ein 7:1!

    • @Parateckxs:

      War mir auch aufgefallen.

       

      Marco Wedig in seinem taz-Artikel (Ein Spiel wie ein Autounfall) zum 7/1 D/B:

       

      "(...)Oscar darf in der 91. noch einen Anschlusstrefferchen schießen. Dann ist das torreichste und zugleich langweiligste Spiel der WM vorbei. (...)"

       

      Geballter Sachverstand eben - Jungs, wenn ihr Fussball öde findet, warum guckt ihr euch dann die Spiele an?

      • @Waage69:

        Vielleicht geht es manchen zu gut. Wohlstandsspeck?!?

         

        Wenn zwei gleich stark sind und dasselbe NICHT wollen, dann endet so etwas eben trotz Spannung und hartem Ringen so wie gestern.

         

        Spannend wars trotzdem, auch wenn man sich gelegentlich wünschte, die Quälerei möge bald enden.

         

        Wir sprechen doch vom Halbfinalspiel Argentinien gg. Niederlande und nicht von Deutschland gg. Brasilien, das das eine Team - verdient - hoch hob und das andere Team noch mehr entkräftete und kurz und bündig abstürzen ließ. Nicht ohne Blick auf 2018, wenn die Karten neu gemischt werden. Bis dahin werden sich alle Verlierer erholt haben und der Gewinner wieder auf den Erdboden zurückgekehrt sein.

         

        Übrigens, das Endspiel liegt noch vor uns. Fiebern wir erst noch dem entgegen.