WHO schlägt Alarm: Wie Europa frisst, säuft und raucht
Die Europäer trinken im Schnitt mehr als andere, rauchen viel und sind recht dick. Viele Länder kämpfen dagegen an – mit kleinen Erfolgen.
Dieses Ziel ist fast erreicht, wie ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt zeigt. Auch die Säuglingssterblichkeit in den 53 Ländern ist auf ihrem niedrigsten Stand. Dennoch schlagen die Experten Alarm, denn zu hoher Alkoholkonsum, Übergewicht und das Rauchen sind in den meisten Fällen Schuld an einem vorzeitigen Tod.
„Der Report zeigt ermutigende Fortschritte“, sagte Zsuzsanna Jakab, die Direktorin der WHO-Region Europa. Diese könnten jedoch zunichtegemacht werden, wenn der hohe Alkohol- und Tabakkonsum auf dem derzeitigen Level bleibe. „Dies ist besonders relevant für junge Leute, die möglicherweise nicht so lange leben werden wir ihre Großeltern.“
Die europäische WHO-Region umfasst 53 Länder, darunter auch Staaten wie das gesamte Russland und Turkmenistan. Folgende Faktoren beeinflussen die vorzeitige Sterblichkeit:
Alkoholkonsum
In den vergangenen Jahren ist der Alkoholkonsum in der europäischen Region dank verschiedener Kampagnen zurückgegangen. So wurde nach den jüngsten verfügbaren Daten von 2005 bis 2010 zehn Prozent weniger getrunken. Dennoch konsumieren Europäer weltweit am meisten Alkohol.
Die Durchschnittsmengen pro Jahr sind in den Ländern aber sehr unterschiedlich und reichen von 0,32 bis 14,4 Litern reinem Alkohol pro Einwohner. Besonders viel getrunken wird in Weißrussland und Litauen, am wenigsten in islamisch geprägten Ländern wie der Türkei und Aserbaidschan. In Deutschland wird mit rund 11 Litern immer noch vergleichsweise viel getrunken.
Tabakkonsum
Der Rückgang beim Tabakkonsum ist ganz wesentlich dafür verantwortlich, dass die Rate der vorzeitigen Todesfälle insgesamt gesunken und die Lebenserwartung vor allem von Männern gestiegen ist. Allein von 2010 bis 2012 wurde in 39 von 41 Ländern, bei denen entsprechende Daten vorlagen, weniger geraucht.
Trotzdem ist die Quote weiterhin relativ hoch. Durchschnittlich hängen 30 Prozent der Europäer am Glimmstängel, wie die WHO schätzt. Am meisten geraucht wird in Russland, Georgien und Griechenland. Die Dänen und die Isländer sind am zurückhaltendsten. Deutschland liegt im Mittelfeld.
Übergewicht
Fettleibigkeit sei eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, meinen die Experten der WHO. In allen 51 Ländern, für die Daten vorlagen, sei die Anzahl übergewichtiger und fettsüchtiger Menschen von 2010 bis 2014 gestiegen.
Die meisten übergewichtigen Menschen leben in Amerika (61 Prozent), doch die europäische Region ist mit 58,6 Prozent nicht weit davon entfernt. Abgesehen von verschiedenen körperlichen Behinderungen und psychischen Problemen sei Übergewicht häufig auch der Auslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes.
Impfung
In den Ländern der europäischen Region waren 2012 durchschnittlich rund 95 Prozent der Kinder gegen Masern und Kinderlähmung (Polio) geimpft. Trotz der recht hohen Rate sind in der Hälfte der Mitgliedsländer 2013 die Masern ausgebrochen. Betroffen waren unter anderem Erwachsene, die nicht geimpft waren, oder Gruppen, die das Impfen aus religiösen Gründen ablehnen. Auch die Gefahr eines Polioausbruchs sei nicht gebannt, warnen die Experten. 18 Länder seien gefährdet, 4 sogar extrem gefährdet.
Externe Faktoren wie Unfälle, Mord, Suizid
Die Sterblichkeitsrate bedingt durch äußere Ursachen und Verletzungen ist seit 2002 rückläufig. Gründe hierfür seien Strategien für mehr Verkehrssicherheit und höhere Sicherheitsstandards. Männer sterben rundweg häufiger bei Unfällen als Frauen, vor allem im Straßenverkehr. Besonders gefährdet sind Männer von 15 bis 44 Jahren. Am gefährlichsten ist der Verkehr dem Bericht zufolge in Kirgistan, Moldawien und Griechenland. Deutschland liegt in dem Bereich weit besser als der Durchschnitt.
Die mit Abstand meisten Tötungen pro 100.000 Einwohner gibt es in Russland, die meisten Selbstmorde in Litauen und Weißrussland. Die durchschnittliche Suizidrate ist in der Europaregion höher als in den anderen WHO-Regionen.
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