Vorwürfe gegen NDR und RBB: Die ARD kommt nicht zur Ruhe
Gegen die Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg gibt es Vorwürfe der Vetternwirtschaft. Zugleich hat die Staatsanwaltschaft RBB-Räume durchsucht.
Die Debatte über die Öffentlich-Rechtlichen bricht nicht ab – fast täglich werden neue Vorwürfe oder Vorgänge bekannt. Im Fall der ehemaligen RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, die nach Vorwürfen der Korruption, Vorteilsnahme und Verschwendung von Beitragsgeld ihren Posten räumen musste, hat die Generalstaatsanwaltschaft Berlin am Samstag erstmals Räume des Rundfunks Berlin-Brandenburg durchsucht. Es seien Dokumente im Umfang von drei Kartons sichergestellt worden, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.
Auch der NDR kommt nicht zur Ruhe. Am Wochenende geriet Sabine Rossbach, Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg, in die Kritik. Laut Recherchen des Springer-Mediums Business Insider konnte ihre ältere Tochter Anna Hesse als Inhaberin einer PR-Agentur jahrelang ihre Kunden in NDR-Programmen platzieren. Die jüngere Tochter habe eine begehrte Festanstellung im Sender zugeschoben bekommen. Rossbach hat die Vorwürfe der Vetternwirtschaft zurückgewiesen. Nach Angaben des NDR soll eine Antikorruptionsbeauftragte das prüfen.
Zuvor hatten Mitarbeiter*innen im NDR-Landesfunkhaus Kiel der Redaktionsleitung vorgeworfen, Berichterstattung zugunsten von CDU-Ministerpräsident Daniel Günther beeinflusst zu haben. Dabei geht es unter anderem um ein nicht stattgefundenes Interview mit dem ehemaligen CDU-Landesinnenminister Hans-Joachim Grote, den Ministerpräsident Daniel Günther im April 2020 aus dem Amt entlassen hat. Norbert Lorentzen, Chefredakteur für Schleswig-Holstein, und Politikchefin Julia Stein hatten das Interview abgelehnt. Der betreffende Journalist hatte daraufhin den Redaktionsrat des Senders informiert.
Ein weiterer Vorwurf bezieht sich auf die Nichtberichterstattung über eine alkoholisierte Autofahrt des CDU-Politikers und damaligen Parlamentarischen Geschäftsführers Hans-Jörn Arp im Jahr 2019. Am Mittwoch hat der Stern schließlich berichtet, dass in NDR-Beiträgen über Kinder, die in den 1950er Jahren in Ferienheimen missbraucht worden sind, das Deutsche Rote Kreuz nicht als Betreiber genannt wurde.
Beim NDR-Landesfunkhaus haben die Führungskräfte Lorentzen und Stein ihre Arbeit am Mittwoch vorerst niedergelegt, bis die Vorwürfe geklärt sind, laut NRD. Auch Volker Thormählen, Direktor des Landesfunkhauses, reichte einen vierwöchigen unbezahlten Urlaub ein. Der NDR-Landesrundfunkrat Schleswig-Holstein hat eine umfassende Prüfung der Vorwürfe angekündigt. (mit epd)
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