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■ VorschlagKontextil: Susi Pop erinnert im Podewil an Krieg und Mode

Potztausend, was für Themen! Mode, Krieg & Geschlecht steht in Lippenstiftpink auf der Einladung von Susi Pop. Und bei der Eröffnungsperformance im Podewil ging es gleich dreifach zur Sache: Ein knappes Dutzend Models in überlangen Seidenhemden schlängelten sich barfuß über einen Laufsteg, dazu krachten vier Stunden lang Techno und Maschinengewehrsalven aufeinander, derweil man an den Wänden die weltweiten Krisenherde und Kampfgebiete als Umrißzeichnungen verfolgen konnte (die Hemden wurden nach der Vernissage Schaufensterpuppen übergezogen). Gewidmet war die Inszenierung Gianni Versace, seinem Mörder Andrew Cunanan und „Miss Sarajewo, die früher ein Soldat war“.

Vor soviel Kontext schwirrt einem schnell der Kopf, und man fragt sich, ob die Verbindung zwischen Modezar und Söldnertruppe nicht ein wenig zu allgemein geraten ist. Schrittweise läßt sich die Installation von Susi Pop schon eher nachvollziehen. Die freskenhaften Kriegsdarstellungen sind in die Tradition älterer Genrebilder (etwa Altdorfers Schlachtengemälde) gestellt – als abkopierte Landkarten plus UN-Logo distanzieren sie sich wiederum von der konkreten Gewalt, die in Medien auftaucht. Die Kleiderentwürfe zitieren mit ihren schlabberigen Ärmeln den Britpop-Couturier Alexander McQueen und geben sich anders als Versaces rustikale Mode komplett manieriert. Mehr noch, während Versace Schulterpolster liebt und Michael Jacksons militärischen Look kreiert hat, betont Susi Pop einen weichen, feminin angehauchten Unisex-Stil. Auf dem Feld der Soziologie wird die Konfrontation allerdings fragwürdig – anders als Susi Pop behauptet, stammt Cunanan keineswegs aus „unterprivilegierten Verhältnissen“, sein Vater war Wall-Street- Broker –, und die Luxusklasse, für die Versace durchaus repräsentative Mode näht, hat ihren soldatischen Camp den Techno-Massen überlassen. Deswegen ging bei dem Assoziationsreigen Marke Pop zumindest die Eröffnungsmusik in Ordnung. Harald Fricke

Bis 14.9., Mo.–Fr. 10–22 Uhr, Sa. 20–22 Uhr, Klosterstraße 68–70

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