■ Vorschlag: Klinikum Ufa-Fabrik: Ehemalige Gripslerinnen an „Spitzen Spritzen“
Nach all den Schwarzwald- und Stadtkliniken, Bergdoktoren und Frauenärzten war es eigentlich an der Zeit für eine Parodie auf die TV-Lawine der Götter in Weiß und ihre OP-Schwestern. Dachte sich auch eine fünfköpfige Damenriege und packte das Ganze auf die Bühne. Mit den Serienvorbildern aus der Glotze haben die „Spitzen Spritzen“ allerdings nur wenig gemein. Die Ladies in White sind oder waren allesamt jahrelang am Grips Theater beschäftigt, und das merkt man ihnen und der Produktion auch an. Ihr Regisseur Herman Vinck (ebenfalls Grips-erfahren) scheucht das kleine Ensemble durch die Schwingtüren rein und raus und läßt sie in knapp zwei Stunden in nicht weniger als 70 Rollen schlüpfen: mal Nuttenduo nach S/M-Unfall, mal polnischer Taxifahrer, nörgelndes Kind oder sächselnde Hausfrau. Die Damen stecken in schwarzen Stöckeln oder knappen Kitteln, und wenn sie nicht gerade über einen Patienten herziehen, geht es garantiert um Sex.
„Die 5 von der Krankstelle“ (Detail) Foto: Räse
„Die 5 von der Krankstelle“ sind Claudia Balko, Nina Lorck Schierning, Eva Blum, Hanna Petkoff und Michaela Hanser. Fünf pralle Gestalten, wie einer Deix-Karikatur entsprungen. Den Wehrlosen wird mit sadistischer Freude die Spritze in den Arm gejagt, eine vertreibt sich die Zeit mit Experimenten an ihrem Hamster, die andere versucht erfolglos ihre Kurzsichtigkeit zu verheimlichen, die dritte sammelt vollgekleckerte Patientenunterhosen. Das dramaturgische Prinzip des Abends? Hauptsache, die Türen fliegen, und das Tempo bleibt. Mit kindlicher Lust an der Anarchie wird gegen jegliche Pietät, Moral und vor allem jeden Rest guten Geschmacks angegangen. Flach, herb und kabarettistisch präzise. Eine Nummernrevue aus gruseligem Irrsinn und verhackstückten Klischees, die neunzig Minuten trägt. Dann ist die Luft raus. Selbst die witzigen Werbeblöcke auf der Videoleinwand helfen nicht mehr, die Stimmung hochzureißen. Nächstes Jahr wird's neue Folgen der „Spitzen Spritzen“ geben, mit wechselnden Gastpatienten. Axel Schock
Bis 27.12., Fr./Sa., 24 Uhr, Ufa-Fabrik, Viktoriastraße 10–18
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