■ Vorschlag: Sehnsucht nach Thessaloniki: Melina Kana in der Passionskirche
Thessaloniki kann auf über zwei Jahrtausende Geschichte zurückblicken: In byzantinischer Zeit im Rang einer Zweitkapitale, wuchs es während seiner 400jährigen Zugehörigkeit zum Osmanenreich heran zur jüdisch geprägten Kulturmetropole, weil der Sultan Tausenden Juden aus Bayern, Ungarn und Spanien Asyl gewährte. In Folge einer weiteren Flüchtlingswelle, diesmal aus Kleinasien, erblickte in den Slums der Hafenstadt der griechische Blues, der Rembetiko, das Licht der Welt – die kosmopolitische Tradition Salonikis brach erst mit dem deutschen Einmarsch 1941 jäh ab. Daß sich dort gerade in den letzten Jahren eine hochinteressante Musikszene herausgebildet hat, die verschüttete Traditionslinien wiederaufgreift, hat sich außerhalb Griechenlands leider noch nicht so recht herumgesprochen. Eine Kostprobe dieses kreativen Treibens bot vor vier Jahren Nikos Papazoglu, herausragender Interpret des Neo- Rembetiko, beim Heimatklänge-Festival. Ihm folgt nun Melina Kana, die seit 1990, unter Papazoglus Ägide, zum neuen Star der Szene aufstieg.
Bewußt an die orientalischen Bezüge des griechischen Liedes anknüpfend, vollführt sie einen musikalischen Streifzug durchs östliche Mittelmeer, der in einer Ode an die libanesische Sängerin Fairuz gipfelt. Wohl wissend, um was für ein Ereignis es sich beim ersten Berliner Gastspiel der Griechin handelt, luden die Veranstalter vorab zu einem halbprivaten Gig mit den Lokalmatadoren der Zotos Compania ins b-flat, wo Melina Kana zu sparsamer Instrumentierung, manchmal allein mit ihrer Stimme, für so etwas wie Sehnsucht nach Saloniki sorgte. Der Rest der Welt hat heute abend Gelegenheit, dieses Gefühl zu entwickeln.
Heute 20 Uhr, Passionskirche am Marheinekeplatz, Kreuzberg
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