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Vorschlag zweier NorwegerFriedensnobelpreis für Snowden

Zwei norwegische Politiker finden, dass Edward Snowdens Enthüllungen zu einer friedlicheren Weltordnung beigetragen haben. Und das sei preiswürdig.

Zum zweiten Mal nominiert: Edward Snowden. Bild: reuters

OSLO afp/dpa | Zwei norwegische Abgeordnete haben den früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden am Mittwoch wegen der Aufdeckung der umfassenden Überwachungsprogramme der Geheimdienste für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

In einem Brief an das norwegische Nobelkomitee schrieben die beiden Parlamentarier der Sozialistischen Linkspartei, sein Verdienst sei es, die „Art und die technologischen Fähigkeiten der modernen Überwachung“ enthüllt zu haben, auch wenn sie nicht unbedingt hinter allen seinen Enthüllungen stünden.

Der Abgeordnete Bard Vegar Solhjell, der früher als Bildungs- und Umweltminister diente, sagte, Snowden habe zur Aufklärung der Menschen über die Machenschaften der Geheimdienste und zur öffentlichen Debatte über den Rechtsstaat beigetragen. Der Rechtsstaat sei eine „grundlegende Bedingung für den Frieden“, betonte Solhjell. Den Brief an das Nobelkomitee schrieb er zusammen mit seinem Kollegen Snorre Valen.

Auf der Webseite der Partei heißt es zur Begründung: „Die öffentliche Debatte und die politischen Veränderungen, die auf seine Enthüllungen folgten, haben zu einer stabileren und friedlicheren Weltordnung beigetragen. Sein Tun hat dazu geführt, dass Vertrauen und Transparenz wieder zu Leitprinzipien in Sicherheitsfragen wurden.“

Vorschläge für den Friedensnobelpreis können noch bis zum 1. Februar eingereicht werden. Vorschlagsberechtigt sind Parlamentarier, Minister, Richter an internationalen Gerichten, Professoren aus bestimmten Fachbereichen sowie frühere Preisträger und ehemalige Mitglieder des Nobelkomitees.

Snowden hat mit seinen Enthüllungen über die Aktivitäten des US-Geheimdiensts NSA im vergangenen Sommer eine weltweite Debatte über den Schutz der Privatsphäre vor Übergriffen des Staates ausgelöst.

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12 Kommentare

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  • K
    Kule

    und ich dachte schon, wir werden hier mit unwichtigen dingen abgeklenkt.

     

    aber nein, da der friedensnobelpreis ja wirklich bei den europäern sehr geschätzt wird (sie richten im grunde täglich ihre moral nach dem preis ) und er auch noch nie für politische zwecke mißbraucht wurde und er gottseidank auch noch keinen kriegsverbrechern vergeben wurde, muss man dieses als wichtiges thema ansehen.

  • LM
    Lars M.

    wenn der friedensnobelpreis keine beleidung wäre, fände ich das glatt eine gute idee

  • Ich finde, die EU hat den Preis zurecht bekommen - nicht weil ich sie für den absoluten Hort des Friedens halte, das ist sie sicher nicht.

     

    Sondern für die Veränderung vom Europa 1945 bis zum Europa heute.

     

    Sogar die Länder, die 1990 aus einem Staatenbund raus wollten, wollen alle in diesen rein.

  • Steht der Friedensnobelpreis noch für irgendetwas?

    Also vor den zwei letzten peinlichen Verleihungen wäre das vielleicht noch eine Ehre Gewesen das Ding zu bekommen,aber heute gibt niemand mehr einen Pfifferling dafür.Aber ansonsten hätte Snowden etliche Ehrungen verdient,denn er hat entscheidende Dinge kapiert,und trotzdem er schon bei der NSA arbeitete,noch über ein Gewissen verfügt.

  • RW
    Recherche war gestern

    Liebe Redaktion,

    wäre es zur Einordnung nicht hilfreich darauf hinzuweisen, dass es jedes Jahr hunderte Nominierte gibt?! Dass z.B. so ziemlich jedes Jahr auch Helmut Kohl von irgendwem vorgeschlagen wird?!

     

    Es gab 2010 z.B. 237 Nominierte. Da ist eine Schlagzeile wie "Friedensnobelpreis für Snowden" doch arg viel der Vorschusslorbeeren.

  • D
    Dio

    Er wird ihn nicht bekommen: Dazu müsste er ganze Bevölkerungen verraten, Kriege anzetteln, das Leben vieler Menschen gefährden, Demokratiedefizite aufweisen etc. vorher kriegt er den nich.

  • J
    ja

    Ja, ja und nochmals ja, setzt endlich ein Zeichen fuer Zivilcourage a la Snowden.

    Solche Menschen braucht die Welt.

  • FD
    Für den Frieden!

    Friedensnobelpreis für Manning, Assange und Snowden!

     

    Wir müssen sehr viel Druck machen, denn im norwegischen Friedensnobelpreiskomitee sitzen die Männer und Frauen der USA (genauer: NATO und CIA).

    Sogar aus der rechten "Fortschrittspartei" (Breivik's Ex-Partei) sitzt jemand dort.

  • G
    Gast

    Der Friedensnobelpreis für die EU war schon blöd: Die EU als Organisation ist irgendwie nicht greifbar, viel zu groß und als Identifikationsfigur total ungeeignet.

     

    Der Friedensnobelpreis für Obama ... na ja, das war hoffentlich der Höhepunkt an Blödheit.

     

    Ein Friedensnobelpreis für E. Snowden hätte endlich mal wieder den Vorteil, dass da jemand ausgezeichnet wird, der enorm viel Zivilcourage bewiesen hat. Kein Thema: Für die Demokratie sind seine Enthüllungen und die damit verbundenen Diskussionen bzw. Veränderungen ein enorm großer Beitrag. Schwierig finde ich nur nachzuvollziehen, inwieweit das was mit *Frieden* zu tun hat.

  • ...wo gehts hier zum Unterschreiben, um den Vorschlag zu unterstützen?

  • I
    ichregistriermichnicht

    Können wir den Friedensnobelpreis nicht langsam mal ignorieren? Ist doch ein reines Polit-Werkzeug, das Ding. Eher bekommen Gauck oder Assad das Teil.

    Eine Peinlichkeit für Linke, immer wieder zu fordern, dass X oder Y den kriegen sollen, obwohl wir doch längst wissen, dass es bei dem Quatsch nicht um Frieden geht.

  • Ich denke, dass wäre eine sehr gute Idee. Diesen Vorschlag hat übrigens auch schon Gregor Gysi im Bundestag bei seiner Rede zur NSA gemacht. Snowden den Preis zu verleihen wäre mutig und auf jeden Fall sinnvoller, als ihn der EU oder Obama geben.