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Vorhaltungen von SPD-ChefGrüne sauer auf Gabriel

Die Grünen kontern die heftigen Vorwürfe des SPD-Chefs. Gabriel wolle von der Zerstrittenheit in den eigenen Reihen ablenken und verschlafe den Umbau der Industrie.

Die Grünen sind sauer. Hier Claudia Roth auf dem Parteitag der Grünen in Rostock (2009). Bild: ap

Meinungsumfragen mögen SPD und Grünen gemeinsam eine absolute Mehrheit bescheinigen. Doch die angeblichen Traumpartner der deutschen Politik zeigen sich zerstritten. Zunächst bezichtigte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel die Grünen im taz-Interview, diese wollten "regieren - egal mit wem" und fühlten sich nur zuständig für "vermeintliche Wohlfühlthemen". Nun kontern die Grünen. Sie bezeichnen Gabriels Angriffe als gezieltes Ablenkungsmanöver. Die SPD habe Angst, sich zu erneuern, und die Bedeutung des Klimawandels nicht verstanden.

Der Grünen-Kovorsitzende Cem Özdemir sagte der taz: "Sigmar Gabriel hat genug damit zu tun, das sozialdemokratische Schiff auf Kurs zu bringen, bevor er anderen die Richtung weisen kann." Die guten Umfragewerte der Grünen machten den SPD-Chef "vielleicht nervös".

Gabriel hatte den Grünen vorgeworfen, einen gleich großen Abstand zu SPD und CDU zu wahren. Dabei blieben in schwarz-grünen Bündnissen sozial- und gesellschaftspolitische Neuerungen liegen. Diese seien nur in Koalitionen mit der SPD möglich. Özdemir kontert, der SPD-Vorsitzende habe da "offenbar etwas falsch verstanden": "Die SPD steht uns inhaltlich näher als die CDU, nehmen wir etwa die Bildungspolitik." Aber es werde "auch weiterhin keinen Automatismus geben. Schließlich steht dieselbe SPD auch für die Abwrackprämie ohne jede ökologische Lenkungswirkung, für Kohlekraftwerke, in Baden-Württemberg für das Milliardengrab Stuttgart 21, und nun streitet die Partei über die Rente mit 67."

Überrascht zeigen sich viele Grüne, dass der ehemalige Bundesumweltminister urteilte: Wenn die Grünen Partner der SPD "auf Augenhöhe" sein wollten, dann dürften diese "nicht mehr nur für die vermeintlichen Wohlfühlthemen" wie Umwelt- und Klimaschutz zuständig sein. Auch "die harten Aufgaben solider Finanzen, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Arbeit" müssten sie übernehmen können.

"Vielleicht hat Sigmar Gabriel an der Ostsee zu lange in der Sonne gelegen", sagt der Grünen-Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler der taz. "Der Klimawandel ist die zentrale soziale und ökonomische Frage des 21. Jahrhunderts. Auch bei Sozial- und Finanzfragen stehen wir gut da: mit Maßnahmen zur Regulierungen des Kapitalmarktes, Mindestlohn, Bürgerversicherung und höheren Hartz-IV-Sätzen."

Auch die Grünen-Expertin für Verbraucherschutz, Nicole Maisch, hält Gabriels Vorwürfe für verfehlt: "Die Ökosteuer war nie ein ,Wohlfühlthema'. Dafür hat Jürgen Trittin Drohbriefe bekommen", sagt Maisch der taz. "Und Renate Künast hat sich als Verbraucherschutzministerin mit dem Bauernverband angelegt." Die "Äquidistanz", also einen gleichen Abstand der Grünen zu CDU und SPD, mag die Reala Maisch nicht erkennen. Sie sieht eine "generelle Nähe zur SPD", meint aber auch, es sei sinnvoll, "sich andere Optionen offen zu halten."

Aus Sicht des Grünen-Abgeordneten Kai Gehring sagen Gabriels Angriffe mehr aus über den Zustand von dessen eigener Partei. "Sie zeigen nur die Nervosität der SPD, die - wie die CDU auch - den Charakter einer Volkspartei verliert", sagt Gehring der taz. Die SPD müsse sich entscheiden, "ob sie die jetzige Industriepolitik fortsetzen will". Gehring rät Gabriel, das Grünen-Konzept zum Industrieumbau, den Green New Deal, "mal durchzulesen".

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5 Kommentare

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  • ES
    ex sozi

    Für was soll man bitteschön als Grüne in Sachen SPD Stellung beziehen? Die SPD steht doch für nichts mehr, mit wenigen Ausnahmen in einzelnen Bundesländern abgesehen. Nennt mir mal ein einziges SPD-Projekt von Bestand. Man sieht es an der neuen Schulpolitik in NRW, dem zentralen Länderthema, die rein grüner Programmatik entspricht. - Im Übrigen hat ja gerade die SPD immer wieder das rotgrün(rot)e Projekt gekippt, und hätte es in NRW wieder getan.

  • S
    Susanna

    Gabriel hat zumindest nicht ganz unrecht, die Grünen müssen auch in meinen Augen klarer Stellung beziehen aber bei den Fehlentscheidungen der SPD trotz politischem Schneckentempo sollte Gabriel lieber die Klappe halten.

     

    Solange die sich immer kloppen wie im Kindergarten und jeder recht haben will und nix passiert wird das nie was Leute.

     

    Ich muss grad nur an Kleinmädchenzoff von Kraft und Merkel denken fehlte nur noch das gegenseitige an den Haaren ziehen *g*

  • A
    audio001

    Machen wir uns doch nichts vor!- Weder Grüne noch die SPD verfügen ansatzweise über ein industriepolitsches Konzept!

     

     

    Objektiv betrachtet, verfügen beide Parteien über keinerlei diskussionsfähige Konzeption, die diese Parteien in die Lage versetzen würde, in die Regierungsverantwortung zu gehen!

     

    Anders ausgedrückt;- es bleibt zu vermuten, dass die eine "Chaostruppe" von einer anderen abgelöst würde!- Das hilft Deutschland nicht weiter!

     

    Grüne und SPD sollten sich endlich mal wieder darauf besinnen, dass gute Politik ein gutes politisches vermittelbares Konzept braucht!- Und die Zeit in der Oppostion sollte man nutzen, dieses (gemeinsam?) zu entwickeln...

  • D
    DasPferd

    @EnzoAduro: Sorry, aber dein Kommentar ist Quatsch. Die FDP hat sich seit Jahren an die CDU gekettet, ist damit bis zur Wahl gut gefahren und dann auf Grund der inhaltlichen Unterschiede, die sie vorher ausgeblendet haben, baden gegangen. Die Grünen machen das richtig. Sie entwickeln Inhalte und schauen dann, mit wem diese umzusetzen sind. Dies verschafft ihnen eine hohe Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung, unabhängig davon, ob man ihre Inhalte richtig findet.

  • E
    EnzoAduro

    Gabriel hat recht. Die Grünen müssen klarstellen was sie wollen.

    Das ist auch den Grünen zu empfehlen. So können Sie Nachhaltig über 15-20% im Bund kommen. Ohne: Sihe FDP.