piwik no script img

Vorfall in MünchenSchüsse vor Israelischem Konsulat

In der Nähe des NS-Dokuzentrums in München erschießt die Polizei einen Mann. Er soll mit einer Langwaffe auf Polizisten vor dem Gebäude geschossen haben.

Polizisten bei dem Einsatz in München am Donnerstag Foto: Simon Sachseder/dpa

München dpa/rtr/taz | Die Polizei hat am Donnerstagmorgen gegen 9 Uhr in der Münchner Innenstadt bei einem größeren Einsatz in der Nähe des Israelischen Generalkonsulats eine verdächtige Person niedergeschossen. Beamten hätten dort am Vormittag mehrere Schüsse abgegeben, sagte ein Polizeisprecher.

Zunächst hieß es, der Tatverdächtige sei bei dem Schusswechsel schwer verletzt worden.

Um kurz nach 11 Uhr teilte Bayern Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit, dass der Tatverdächtige gestorben sei. Die Identität des bewaffneten Mannes müsse noch geklärt werden.

Hinweise auf weitere Verdächtige gibt es laut Polizei nicht.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Durch Polizeikräfte war eine Person gesehen worden, „die augenscheinlich eine Schusswaffe trug“, schrieb die Münchener Polizei am Vormittag auf X. „Die Einsatzkräfte setzten die Dienstwaffen ein, die Person wurde getroffen und verletzt.“

Der Bild zufolge soll der Verdächtige mit einer Langwaffe vor dem NS-Dokuzentrum in der Briener Straße unweit des Karolinenplatzes vorgefahren sein. Dort soll er auf Standposten der Polizei vor dem Gebäude geschossen haben. Die Beamten erwiderten demnach das Feuer.

Der Mann habe eine Langwaffe bei sich gehabt, bestätigte ein Polizeisprecher gegen 11 Uhr am Vormittag. Fünf Beamte seien am Schusswechsel beteiligt gewesen, es gebe inzwischen aber keine aktiven Tathandlungen mehr. Man untersuche noch das Fahrzeug des Verdächtigen.

Zeugen hatten von mehreren Schüssen in dem Areal berichtet. Der SZ-Journalist Ronen Steinke postete auf X ein Video aus dem Einsatzbereich, auf dem zahlreiche Schüsse zu hören sind.

Video zeigt Mann mit Gewehr auf Konsulatsgelände

Ein weiteres Video, das im Netz kursiert, zeigt offenbar den Täter. Durch einen Vergleich mit Fotos von Ort lässt sich erkennen, dass der Mann sich zunächst im Einfahrtsbereich des Generalkosulats bewegt und mindestens einen Schuss auf das Gebäude abgibt. Später versucht, mit Hilfe eines auf das Gewehr aufgesetzten Bajonetts ein Fenster des Konsulatsgebäudes einzuschlagen.

Weitere Details sollten bei eine Pressekonferenz um 14 Uhr bekanntgegeben werden, zu der auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet wird.

Die Polizei ist nach eigene Angaben weiterhin mit zahlreichen Kräften und einem Hubschrauber in dem Bereich rund um das Generalkonsulat und das NS-Dokuzentrum im Einsatz. Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, den Bereich zu meiden. Straßensperren wurden eingerichtet.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schätzt die Schüsse in München als gravierenden Vorgang ein. „Es ist ein schwerwiegender Vorfall“, sagte die Politikerin in Berlin. Sie wolle aber nicht spekulieren, es gelte abzuwarten.

„Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Münchner Polizei, die da einen guten Einsatz aus meiner Sicht machen“, sagte Faeser. „Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, das wissen Sie, hat oberste Priorität.“

Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972

Die Hintergründe des Einsatzes am Jahrestag des Olympia-Attentats in München im Jahr 1972 waren zunächst nicht bekannt. Am 5. September 1972 erschossen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.

Im nahe gelegenen Israelischen Konsulat habe es am Morgen eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, teite das israelische Außenministerium mit. Deshalb sei es den Angaben zufolge nicht geöffnet gewesen. Niemand vom Personal sei bei dem Vorfall am Vormittag verletzt worden.

Die israelische Generalkonsulin dankte der Polizei für ihr Handeln. „Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist“, schreibt die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, auf der Plattform X. „Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt.“

Anm. der Redaktion: Der Text wurde je nach Entwicklung der Nachrichtenlage aktualisiert.

Die weitere Entwicklung finden Sie hier.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • „Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist“

    Prinzipiell hat er ja recht mit der Aussage, aber ob das jetzt eine antisemitische Tat war, weiß man doch noch garnicht....

    • @PartyChampignons:

      Der Mann war in Österreich bekannter und geheimdienstlich überwachter Islamist. Für eine erste Einschätzung reicht mir das.

  • Wer die Erinnerung an die NS-Verbrechen mit einer Flinte attackieren will, kennt unseren Widerstand nicht. Jetzt erst recht an NS-Verbrechen hinweisen! Nix da "Fliegenschiss". Lernen wir lieber daraus.