Vor Gesprächen in Südkorea: Zollstreit zwischen USA und China flammt wieder auf
China kündigt Exportkontrollen von Seltenen Erden an, die USA drohen mit neuen Zöllen. Womöglich ist das nur Verhandlungstaktik – von beiden Seiten.

Das chinesische Handelsministerium hatte am Donnerstag die neuen Ausfuhrbeschränkungen angekündigt und verwies auf die militärische Bedeutung der Rohstoffe. Die Maßnahmen dienten dazu, den „Missbrauch von Seltenen Erden in militärischen und anderen sensiblen Bereichen“ zu verhindern. Seltene Erden und die daraus hergestellten Materialien werden für Elektromotoren, Windräder, Handys und viele Rüstungsgüter gebraucht. China kontrolliert mehr als zwei Drittel der weltweiten Förderung und fast die gesamte Weiterverarbeitung von Seltenen Erden, zu denen 17 Elemente wie Gallium und Germanium gehören.
Die Ausfuhrkontrollen sollen dem Handelsministerium zufolge am 1. Dezember beginnen und Rüstungsunternehmen in den meisten Fällen den Kauf verweigern. Zivile Unternehmen müssten sich aber „keine Sorgen machen“, der Einfluss auf globale Lieferketten sei „minimal“.
„Die neue Eskalation ist möglicherweise Ausdruck von Fehleinschätzungen beider Seiten“, analysiert Gabriel Wildau von der Beratungsfirma Teneo. China könnte mit seinen Maßnahmen bei Seltenen Erden versucht haben, seine Verhandlungsposition bei den andauernden Zoll-Gesprächen zwischen den beiden Ländern zu verbessern. Peking könnte laut Wildau auch die Ende September um chinesische Firmen erweiterte Exportkontrollliste des US-Handelsministeriums als Eskalation verstanden haben. US-Beamte hatten darin lediglich eine technische Anpassung gesehen.
„Außerordentlich aggressive Maßnahme“, sagt Trump
Peking hatte bereits im April als Reaktion auf Trumps Zoll-Ankündigungen die Ausfuhr Seltener Erden in die USA beschränkt. Die neuen Maßnahmen betreffen aber erstmals nicht nur die Materialien selbst, sondern auch Produkte, in denen nur winzige Mengen in China geförderter oder weiterverarbeiteter Seltener Erden stecken. Eine ähnliche Regelung hatten die USA bereits unter der Regierung von Trumps Vorgänger Joe Biden für die Nutzung von US-Chiptechnologie eingeführt.
Trump bezeichnete die chinesischen Exportkontrollen als eine „außerordentlich aggressive Maßnahme“ und kündigte neben der Zollerhöhung von 100 Prozent auch Ausfuhrverbote „kritischer Software“ an. Die US-Maßnahmen sollen am 1. November in Kraft treten. Für Ende Oktober ist bislang ein Treffen zwischen dem chinesischen Staatschef Xi Jinping und Trump geplant. Dort könnte es zu einer Schlichtung des Handelsstreits kommen.
Analysten zufolge könnte Chinas Entscheidung, nicht sofort mit gleicher Münze auf Trumps Vorstoß zu reagieren, beiden Ländern die Tür für Verhandlungen über eine Deeskalation offenlassen. „Indem Peking die Gründe für seine Vergeltungsmaßnahmen darlegt, zeigt es auch einen möglichen Weg für Verhandlungen auf. Der Ball liegt nun im Spielfeld der USA“, sagte Alfredo Montufar-Helu von der Beratungsfirma GreenPoint.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert