Als Portugal gegen den Iran beinahe doch noch aus diesem Turnier stürzt, hat das wieder mit den elf Metern zu tun. Cristiano Ronaldo ist gefoult worden, zumindest mehr oder weniger. Eigentlich ist er eher in seinen Gegenspieler Saeid Ezatolahi hineingepflügt, wie Ronaldo das eben macht, wenn man ihm so freundlich einen ungelenken Oberschenkel in den Weg stellt. Der Videoschiedsrichter entscheidet auf Foulelfmeter. Es ist der 19. Strafstoß in diesem Turnier, ein Allzeitrekord.
Ronaldo läuft an, schickt einen mittig platzierten Holperball auf den Weg. Vergibt. Etwas später, dritte Minute der Nachspielzeit, prallt auf der Gegenseite dem Portugiesen Cédric Soares ein Kopfball an den Arm. Wieder gibt es Strafstoß, Karim Ansarifard trifft zum 1:1. Und zum Glück für die Portugiesen endet das Spiel, bevor der Iran mit einem weiteren Elfmeter Portugal aus dem Turnier schießen kann.
Zwanzig Strafstöße hat die WM zu diesem Zeitpunkt gesehen. Schon vor Ende der Vorrunde sind das mehr als bei jedem anderen Turnier im gesamten Verlauf: 14-mal Foulelfmeter, 6-mal Handelfmeter, insgesamt 7-mal Strafstoß nach Intervention des Videoassistenten. Der Videobeweis hat seinen ersten durchschlagenden Effekt erzielt. Irrelevant ist diese Entwicklung nicht.
In einem Turnier, bei dem Zerstörungstaktik endlose 0:1- und 1:1-Ergebnisse produziert, sind Strafstöße ein spielentscheidendes Element geworden. Der Elfmeter hat als taktisches Mittel zeitweise die Ecke abgelöst. Spielen wir mal hohe Bälle in den Strafraum, irgendwann wird schon jemand nicht rechtzeitig den Arm wegziehen können.
Was passiert, wenn man genau hinschaut?
Die Elfmeter gingen sogar in der Mehrzahl in Ordnung. Das Regelwerk sieht vor, sie zu geben. Das Regelwerk aber ist entstanden zu einer Zeit, als niemand sich hätte träumen lassen, dass es mal Kohorten von Videoassistenten am Bildschirm geben würde, die sich jede Berührung in Superzeitlupe anschauen können. Die jeden Ball sehen, der einen kleinen Finger streift, und jede Faust, die sich für eine Sekunde ans blütenweiße Trikot krallt.
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
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Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
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Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Der Videobeweis leistet bei dieser WM, entgegen allen Erwartungen, gute Arbeit. Er tut, was er tun soll. Und so lernen wir erst jetzt, was passiert, wenn jemand allzu genau hinschaut.
Dieses Turnier erlebt in den Strafräumen verunsicherte Verteidiger, die panisch den Arm hinter den Rücken schlagen, wenn sie in den Zweikampf gehen. Feldspieler, die bei jeder Flanke die Hand außer Reichweite bringen, bis doch irgendwann ein Querschläger dagegenprallt.
Was ist aus dem Elfmeter geworden? Der Elfmeter war einst eine abschreckende Höchststrafe, sozusagen die Todesstrafe, die vor allem existiert, um die Lebenden zu warnen. Bei diesem Turnier aber hat er für ein Fünftel aller Tore gesorgt. Man kann der Höchststrafe kaum noch entgehen, und so verliert sie ihren Schrecken. Sie lähmt die Lebenden. Im Sinne des Erfinders ist all das nicht.
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Der Videobeweis wird nach dieser Erfahrung nicht abgeschafft werden, dafür ist er mit viel zu viel Prestige verbunden. Aber wenn die Fifa klug ist, passt sie das Regelwerk an. Die unübersichtliche Handspielregel gehört schon lange überarbeitet. Die Richtlinien im Strafraum auch: im Zweifel für den Abwehrspieler, Spielfluss statt Detektivarbeit. Zumindest, wenn die Fifa sich endlose Diskussionen ersparen will, warum das WM-Finale nach drei Elfmetern 2:1 endete.
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