piwik no script img

Volkspark FriedrichshainZum Wasser immer der Nase nach

Lea Knies
Kommentar von Lea Knies und Miranda Bergmeier

Der Große Teich im Volkspark ist trüb, dreckig und stinkt nach faulen Eiern – und das nicht zum ersten Mal. Ein Ortsbesuch.

Was nach Pfütze aussieht, trägt eigentlich den Titel „Großer Teich“ Foto: Lea Knies

D ie Wiese, die den Großen Teich im Volkspark Friedrichshain umrandet, leuchtet in saftigem Grün. Es könnte so ein schöner Ort sein. Doch nicht das Gras, sondern eine andere Pflanze symbolisiert die derzeitige Stimmung am Tümpel besser: die Trauerweide.

Die Idylle im Volkspark wird nicht nur von den Schlieren im blaugrauen Wasser getrübt, sondern auch von einem algigen Geruch überlagert. Der Wasserstand ist so tief, dass sonst verborgene Rohre, Schlamm und Müll sichtbar werden. Ein schöner Anblick ist das nicht.

Selbst die Enten scheinen das Wasser zu meiden. Vereinzelt schwimmen sie umher, die meisten haben sich auf einen umgestürzten Baumstamm gerettet, der wie eine Brücke über dem Wasser liegt. Nur wenige Menschen spazieren um das stinkende Elend, länger aufhalten will sich hier kaum jemand.

„Ich war eine Woche nicht da und war eben selbst überrascht“, sagt Enes Günay, der in der Gegend wohnt. Jeden Tag geht er mit seiner Dackeldame um den See, dessen Geruch er mit faulen Eiern vergleicht. „Sie hat ein paar Mal genippt und hatte dann Bauchprobleme“, sagt Günay über seine Hündin. Und: „Jetzt gehen wir da nicht mehr lang.“

Bezirksamt hat große Pläne

Corinna Besserer ist auch fast jeden Tag hier. Sie kennt das Wasserbecken noch gefüllt: „Der See war komplett grün, hat aber auch da schon unangenehm gerochen.“ Sie hat ihren zehn Monate alten Sohn in einer Trage um den Bauch gewickelt und seinetwegen gesundheitliche Bedenken: „Ich lass ihn hier auf keinen Fall ins Wasser. Wir drehen hier weiter unsere Runden, nur setzen wir uns nicht unbedingt auf ’ne Bank. Bei dem Geruch kann man es hier nicht mehr genießen“, sagt sie.

Eine Sprecherin des Bezirksamtes teilt auf taz-Anfrage mit, der mangelhafte Zustand sei auf den kürzlichen Starkregen und eine defekte Pumpe in der Fontäne zurückzuführen. Letztere ist für den „Sauerstoffeintrag“ zuständig. Laut Bezirksamt weise der jetzige Zustand deutlich auf einen „anaeroben Zustand“ hin, was übersetzt so viel bedeutet wie: „Der See ist umgekippt.“ Es ist nicht das erste Mal.

Wie in Berlin üblich, fehlt es auch hier am Geld. Das Bezirksamt hat trotzdem große Pläne: Der gesamte Teich soll trockengelegt und entschlammt, die Pumpe und das Wasser ausgetauscht werden. Zudem denkt die Behörde über die Finanzierung einer möglichen Komplettsanierung nach, inklusive eines „Maßnahmenkonzeptes für dauerhaft stabile Gewässerqualität“.

Wann all diese in der Theorie so gut klingenden Pläne umgesetzt werden, ist derzeit unklar. Am Donnerstag fahren um den großen Teich schon Bagger – das ist aber wohl nur ein Zufall.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Lea Knies
Praktikantin im Berlin-Ressort. Studium der Publizistik und Politikwissenschaft in Mainz und Prag, aktuell im Master an der LMU und der Deutschen Journalistenschule.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Na ja, ist halt Friedrichshain-Kreuzberg.

    Da hat das Bezirksamt immer hochtrabende Pläne und dann wird daraus nichts.