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Viruserkrankung bei KlauentierenHoffnungsschimmer bei neuer Epidemie

35 Jahre blieben Herden und Höfe verschont. Nun ist die Maul- und Klauenseuche in Deutschland wieder da. Kommt ein Impfstoff ganz schnell?

Schnelle Reaktion: Nach dem Fund von drei verendeten Wasserbüffeln wurde die Gegend um die Weide bei Hönow weiträumig gesperrt Foto: dpa/picture alliance

Berlin dpa/taz | Ausgerechnet in einer kleinen Wasserbüffelherde in Brandenburg ist nach drei Jahrzehnten in Deutschland erstmals wieder die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausgebrochen. Hinweise auf eine Ausbreitung in weiteren Tierbeständen gab es bis Sonntag zunächst nicht. Aber die Untersuchungen zum Ausmaß gehen weiter. Die Viruserkrankung ist für Klauentiere wie Rinder, Schweine und Schafe hochansteckend.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir will sich am Montag mit Branchenvertretern treffen: „Ziel muss weiter sein, die Maul- und Klauenseuche schnell einzudämmen und die Folgen für Tiere sowie Schäden für unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft so gering wie irgend möglich zu halten“, sagte er.

Im brandenburgischen Hönow am Berliner Stadtrand war die Seuche am Freitag aufgefallen, als drei Wasserbüffel tot aufgefunden wurden, die restlichen elf Tiere des Bestandes wurden umgehend vorsorglich getötet. Um den Betrieb wurden eine Schutz- und eine umfassendere Überwachungszone eingerichtet. Wie das Virus nun in die Herde gelangte, ist bisher unklar.

In nahe liegenden Beständen wurden ebenfalls vorsorglich Dutzende Schweine und Ziegen sowie einige Rinder getötet. Zudem gilt in Brandenburg vorerst bis einschließlich Montag ein Verbot für Transporte von Klauentieren. Tierpark und Zoo Berlin wurden vorsorglich bis einschließlich Montag geschlossen.

Einfluss bis auf die Grüne Woche

Die am Freitag startende Agrarmesse Grüne Woche verzichtet darauf, Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas zu zeigen. Tierbestände in ganz Berlin werden vorsorglich getestet.

In der Landwirtschaft ist die Sorge vor der Krankheit groß, zumal viele Betriebe bereits durch andere kursierende Krankheiten wie Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest oder Vogelgrippe belastet sind. „Es ist eine Seuche, die hochinfektiös ist und einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen kann innerhalb von Deutschland“, sagte Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD).

Impfstoff kann bald vorliegen

Klar ist inzwischen, um welche Variante des Virus es sich handelt. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) teilte am Wochenende mit, man habe den Serotyp O identifiziert. Der genaue Ursprung und der „Eintragsweg in den Tierbestand“ sind laut FLI aber auch nach Kenntnis des Serotyps weiterhin unbekannt.

Immerhin kann jetzt binnen weniger Tage ein passender Impfstoff ihergestellt werden. Geeignete Impfstoffe seien in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden, hieß es. Das Archiv wurde eigens für Fälle wie den aktuellen Ausbruch eingerichtet. Entscheidend sei nun, alle Klauentiere in der Umgebung der betroffenen Tierhaltung zu untersuchen, um die tatsächliche Ausbreitung zu kennen, erklärte das FLI. Davon hänge ab, ob und wie ein Impfstoff zum Einsatz komme.

Wirtschaftlich hat der Ausbruch bereits erste Auswirkungen. Das südkoreanische Agrarministerium verbot sämtliche Schweinefleischimporte aus Deutschland. Für rund 360 Tonnen Fleisch stehe eine Quarantäneuntersuchung bevor, teilte das Ministerium in Seoul am Samstagabend mit.Südkorea ist ein wichtiger Markt für deutsches Schweinefleisch in Asien. 2019 importierte die Republik Korea etwa 106.000 Tonnen Schweinefleisch aus Deutschland. Die Einfuhren wurden aber ein Jahr später wegen der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland bis zum Frühjahr 2023 ausgesetzt. Seitdem stiegen die Exporte nach Südkorea nur langsam.

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