: Virusepidemie in Ostafrika „außer Kontrolle“
■ Hilfsorganisationen warnen vor einer neuen, offenbar besonders aggressiven Variante des Rift-Valley-Fiebers in Ostafrikas Regengebieten. Zugleich breitet sich die Cholera weiter aus
Neben den Regenfällen und Überschwemmungen wüten in Ostafrika auch gefährliche Epidemien, deren Ausbreitung durch die Flutkatastrophen begünstigt wird und die wegen der Transportschwierigkeiten auch nur schwer bekämpft werden können. Über 300 Menschen sind in Kenia und Somalia einer mysteriösen Seuche zum Opfer gefallen, die nach wochenlangem Rätselraten jetzt von der Weltgesundheitsorganisation als „Rift-Valley-Fieber“ identifiziert worden ist. Es handelt sich um eine im Menschen seltene, durch Viren hervorgerufene Leberentzündung. Ihre Symptome – hohes Fieber, Erbrechen, Durchfall und schließlich Blutungen aus Körperöffnungen vor Eintritt des Todes – hatten zunächst Befürchtungen genährt, es könne sich bei dem Erreger um eine Spielart des Ebola- Virus handeln.
Das Rift-Valley-Fieber beschränkt sich normalerweise auf Viehherden, wird aber auch über Tierblut durch Mücken auf den Menschen übertragen. Der Ursprung der Epidemie liegt vermutlich in den vielen tausend Rindern, die in den Flutgebieten von Südsomalia ertrunken sind. Wegen der Hungersnot nach der Flut halten sich nach Angaben von Forschern viele Somalis nicht mehr an das traditionelle islamische Verbot des Verzehrs von Tieren, die an Krankheit verendet sind.
Nach Angaben der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Roter-Halbmond-Gesellschaften (IFRC) hat sich die Krankheit inzwischen vom Südwesten Somalias und Nordosten Kenias ausgebreitet. Die entsprechenden Symptome würden bereits in den zentralkenianischen Distrikten Isiolo und Meru auftauchen. „Die Krankheit ist außer Kontrolle, während der Zugang zu weiten Teilen der betroffenen Regionen durch Überschwemmungen behindert ist“, warnte die IFRC gestern. Zudem müsse befürchtet werden, daß neue und noch gefährlichere Virusstämme ausgebrochen seien. Die jetzt entdeckte Art des Rift-Valley-Virus sei „offenbar aggressiver als alle bisher bekannten“.
Neben dem Rift-Valley-Fieber grassiert in Ostafrika derzeit auch die Cholera – von Dschibuti bis Mosambik. Allein in Tansania sind in den letzten Monaten 2.000 Menschen an Cholera gestorben, in Kenia 600. In Kenia wird die Behandlung von Cholera-Opfern durch einen seit November andauernden Streik im staatlichen Gesundheitswesen erschwert. Die Regierung von Daniel arap Moi hat in ihrer ersten Amtshandlung nach ihrem umstrittenen Wahlsieg vom 29. Dezember alle streikenden Krankenschwestern entlassen; sie dürfen sich nun einzeln um die Neueinstellung bewerben. D.J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen