: Vier Mark für den Euro in der Kleinstadt
■ Die Sparkasse Bad Segeberg hat schon 1997 eine örtliche Europa-Währung eingeführt
In der schleswig-holsteinischen Kreisstadt Bad Segeberg ist das Thema Euro ein alter Hut. Schließlich gab es eine Währung mit diesem Namen schon im September 1997. Damals hatte die Kreissparkasse einen „Segeberger Euro“ herausgebracht, für den im Gegenwert von vier Mark in den örtlichen Geschäften eingekauft werden konnte. Allerding nur ein Vierteljahr lang – zum Start des europäischen Euro Anfang 1999 war der schleswig-holsteinische längst ungültig.
Dafür hat das Kreditinstitut inzwischen – nach eigenen Angaben als erstes im Norden – mit einem anderen Angebot nachgelegt: einer Euro-Anleihe in Höhe von drei Millionen Mark. Mindesteinlage sind 5000 Mark; fällig ist die Anleihe am 6. Januar 2002.
Die Nachfrage ist rege, bestätigt Sparkassen-Sprecher Manfred Quaatz. Offiziell seit Freitag zu haben, seien bereits für rund eine Viertelmillion Mark Anteile gezeichnet worden. „Auf diese Art ermöglichen wir unseren Kunden einen Einstieg in das Thema, in D-Mark kaufen und in Euro auszahlen“, sagte Quaatz, der einen „klaren Stimmungswandel“ zur neuen Währung sieht. „Natürlich trauern viele dem Begriff D-Mark hinterher. Vor allem die ältere Generation tut sich da etwas schwer. Aber die jüngeren Leute sehen das gelassener.“
„Noch Mitte vergangenen Jahres waren viele eher skeptisch, inzwischen zeigt das Interesse eine positive Einstellung“, berichtet auch der stellvertretende Leiter des bankinternen Projektteams, Christian Carstens. „Wir hatten tatsächlich Kunden, die wollten gestern ihre D-Mark in Euro umtauschen.“
Zum offiziellen Start der neuen Währung mußten am Wochenende 60 MitarbeiterInnen der Sparkasse in Segeberg Überstunden einlegen. Der sensibelste Punkt bei der Umstellung der rund 65.000 Giro- und 130.000 Sparkonten waren die Geldautomaten. „Es hätte passieren können, daß die Automaten durch die Datenerweiterung streiken. In diesem Fall hätten wir unsere Zweigstellen geöffnet und Bargeld ausgezahlt“, erklärt Sparkassen-Sprecher Quaatz. Doch es blieb beim „hätte“; die KundInnen bekamen ihr Geld wie gewohnt per Geheimzahl.
Fazit: Keine Probleme mit dem neuen Geld – und auch der Bad Segeberger Euro dürfte nach der Währungs-Umstellung am Wochenende nicht völlig wertlos sein: Die Münze ist als Sammlerobjekt jetzt sicherlich noch besser angesehen. lno
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