Videokunstpionier Bill Viola gestorben: Mit Rembrandt'scher Geduld

Die Videokunst von Bill Viola war medienkritisch, spirituell und manchmal von barocker Monumentalität. Nun ist der US-Amerikaner gestorben.

Bill Viola steht in den Deichtorhallen Hamburg vor seiner Ausstellung „Bill Viola – Installationen“

Bill Viola steht in den Deichtorhallen Hamburg vor seiner Ausstellung „Bill Viola – Installationen“ Foto: Axel Heimken/dpa

Seine körnigen, ziemlich verrauschten Videosequenzen beanspruchten wohl schon in den 1970er Jahren die Geduld der Zuschauer:innen. Doch zeigte sich Bill Viola, der 1951 in New York City zur Welt kam, mit ihnen als Pionier der gerade aufkommenden Videokunst. Es passiert kaum etwas in den knapp sieben Minuten seines legendären Videos „Reflecting Pool“ von 1977: Ein Mann setzt mit einem kurzen Schrei zum Sprung an, doch sein Bild erstarrt über der Wasseroberfläche, während drumherum die Vögel weiter singen, die Blätter weiter rauschen und das Poolwasser glitzert. Langsam und geisterhaft löst sich der Mann in dem Video auf.

Bill Violas Überblendung von Bewegt- und Standbild mag eine einfache Idee gewesen sein, doch konnte er viele Fragen anregen, die er bis zuletzt in seiner Videokunst verfolgte, über die Technik und Täuschung der Medien, gar spirituell über Leben und Tod. Menschen und das Wasser sollten ein wiederkehrendes Motiv bei Viola bleiben, der als Kind einmal fast in einem See ertrunken wäre. Die „vielleicht schönste Welt, die ich je gesehen habe“, beschrieb er Jahre später seine Eindrücke von dem Unfall. Auf einem riesigen Plasma-Bildschirm ließ Bill Viola etwa 2014 in der Londoner St. Paul’s Cathedral einen kopfüber aufgehängten Märtyrer von Wasser umschütten.

Seine Videos, für die er spätestens weltberühmt wurde, als er sie 2007 während der Venedig-Kunstbiennale in der Kirche San Gallo ausstellte, hatten in den letzten Jahren immer auch etwas christlich Religiöses. Schon allein wegen ihrer beeindruckenden Monumentalität, ihrer altarhaften Anordnung, der barocken, dramatischen Lichtführung – Viola soll sich Rembrandt zum Vorbild genommen haben –, und den stets wiederkehrenden Themen Geburt, Leben und Tod. Am 12. Juli ist Bill Viola im Alter von 73 Jahren an den Folgen seiner Alzheimer-Erkrankung gestorben.

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