Video mit mutmaßlicher Polizeigewalt: Nur „weiterleiten“ reicht nicht
Aufnahmen zeigen, wie ein Polizist nach einer Demo in Wien auf eine am Boden liegende Person einschlägt. Die Polizei will den Vorfall nun prüfen.
„Der Vorfall wurde an die zuständige Stelle weitergeleitet und wird überprüft werden“, twitterte ein Polizeisprecher, nachdem das Video in den sozialen Netzwerken für Empörung sorgte. „Weiterleiten“ wird hier nicht reichen. Solche Bilder DARF es in Österreich nicht geben“, kommentierte der Asylanwalt Manfred Bürstmayr. Er erkennt „ein Indiz für mehrere strafrechtliche Vergehen, uU sogar für ein Verbrechen. @LPDWien, Sie haben ein Problem“.
Einen Tag später reagierte Polizeisprecher Patrick Maierhofer ausführlicher. Man kenne die Namen der Polizistinnen und Polizisten auf dem Video: „Ein erster Anlassbericht ist an die Staatsanwaltschaft Wien gegangen“. Im Laufe der Woche sollen Zeugen des Vorfalls, das Opfer sowie die beteiligten Polizisten vom Referat für besondere Ermittlungen vernommen werden.
Laut Polizei hat der Mann auf Polizisten, die ihn wegtragen wollten, eingetreten. Eine Schilderung durch den Demonstranten steht noch aus. Auch ist unbekannt, ob das Opfer der Polizeigewalt Anzeige erstattet hat.
Angeblich weitere Verletzte
Mattis Berger, Sprecher des Aktionsbündnisses Ende Geländewagen, sagt, dass der Mann mit 100 weiteren Festgenommenen bis 3 Uhr früh festgehalten wurde und sich dann im Krankenhaus untersuchen ließ. Es handle sich um einen Passanten, der sich spontan dem Sitzstreik angeschlossen habe. Die viel befahrene Aspernbrücke über den Donaukanal verbindet den 1. mit dem 2. Bezirk.
Die Aktion, für die die Brücke mit einem Seil blockiert wurde, habe sich „gegen die zerstörerische Verkehrspolitik“ gerichtet, so Berger. 250 Menschen beteiligten sich an der Sitzblockade. Berger kennt weitere Verletzte. Einer sei bei seiner Festnahme mit dem Kopf auf den Boden geschlagen und habe eine Platzwunde. Zwei filmende Personen seien grob „weggeschubst“ worden. Festgenommene berichteten von „Beleidigungen und Schikanen“.
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