VfL Osnabrück startet mies in die Saison: Das Gespenst des Abstiegs

VfL Osnabrück verliert auch das erste Heimspiel in der dritten Fußball-Bundesliga: Gegen Erzgebirge Aue zeigen die Niedersachsen antiquierten Fußball.

Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: Osnabrücks Ba-Muaka Simakala kam erst später auf den Platz – retten konnte er nichts mehr Foto: pmk/Imago

OSNABRÜCK taz | Auf die Fans des VfL Osnabrück müssen die ersten beiden Spiele der neuen Saison gewirkt haben wie ein Déjà-vu. Denn die neue Drittliga-Saison setzt ihr Verein so fort, wie die vergangene Zweitliga-Saison geendet war – mit Niederlagen. Alles schlecht beim VfL? Immerhin darf der Verein wieder in seinem eigenen Stadion spielen. Und ein neuer, alter Heilsbringer ist auch zurückgekehrt.

Das Auftaktspiel in Sandhausen verlor der VfL mit 0:1, der einzige Treffer fiel in der Nachspielzeit. Die Niederlage wäre vermeidbar gewesen, die Osnabrücker waren die überlegene Mannschaft. Dennoch schafften sie es nicht, selbst ein Tor zu schießen, sondern kassierten in letzter Sekunde, eben, diesen einen Treffer.

Diese knappe Spielbeschreibung passt auch auf einige Spiele der vergangenen Zweitliga-Saison, die der VfL als Tabellen-Letzter beendet hatte. Direkt nach dem Sandhausen-Spiel machte sich so nun der Frust in den sozialen Medien breit. „Bielefeld!“, riefen Anhänger aber auch im Stadion. Sie erinnerten so daran, dass die Mannschaft aus Ostwestfalen vor zwei Jahren ebenfalls aus der 2. Liga abgestiegen und in der vergangenen Drittliga-Saison dann nur knapp dem weiteren Niedergang entgangen war – dem Abstieg in Liga 4.

Jene vorherige Spielzeit wird den Osnabrückern auch deswegen in Erinnerung bleiben, weil ihr Stadion in den letzten beiden Heimspielen, gegen Schalke und Hertha, gesperrt war. Mittlerweile sind die maroden Dachkonstruktionen verstärkt.

Heimat der VfL-Ultras ohne Dach

Aber die Osttribüne, die Heimat der VfL-Ultras, hat immer noch kein Dach und besitzt nun einen gewissen Retro-Charme: Ohne Dach war eine Tribüne des Osnabrücker Stadions zuletzt in den frühen 2000er-Jahren genutzt worden. Gerade die älteren Zuschauer erinnerten sich am Samstag wohl mit einem wehmütigen Lächeln an die Zeit, als der Fußball noch nicht ganz so modern war, die Spieler etwa noch in Baumwoll-Trikots schwitzten.

Immerhin acht Abstiege aus der 2. Liga hat das Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück seit 1984 erlebt. Mehrfach stand der Verein vor einem Neuanfang, bei dem zahlreiche Spieler ausgetauscht wurden.

Der Umbruch ist in diesem Jahr nicht ganz so krass ausgefallen: Die Verteidiger Maxwell Gyamfi, Timo Beermann, Bashkim Ajdini und Niklas Wiemann blieben beim VfL, ebenso wie im Mittelfeld Robert Tesche und Dave Gnaase sowie die Offensivspieler Lars Kehl, Jannes Wulff und Erik Engelhardt.

Zudem ist Ba-Muaka Chance Simakala von Holstein Kiel zum VfL zurückgekehrt. Er gehörte zu den Aufstiegshelden der Saison 2022/23 und ist natürlich in Osnabrück mit offenen Armen empfangen worden. Allerdings kann sich der Kader bis zum Transferschluss am 31. August noch verändern.

Aufstiegsheld kehrt zurück

Beim Spiel gegen Erzgebirge Aue saß Chance Simakala am Samstag nun zu Spielbeginn auf der Bank. Er sah einen VfL, der keine Kontrolle über das Spiel bekam und von den Gästen aus Sachsen in der eigenen Hälfte gestellt wurde.

Es fehlte in der Osnabrücker Startelf aber nicht nur nicht Simakala, sondern auch der Mittelfeld-Routinier Robert Tesche. Anstelle des 37-Jährigen spielte der 18 Jahre jüngere Kevin Wiethaup; für das Eigengewächs war es das erste von Anfang an mitgemachte Drittligaspiel. Wiethaup fehlte also einerseits die Routine. Aber er deutete andererseits sein Talent an. Gut möglich, dass er, wenn er erst Tesches Alter erreicht, auf zahlreiche Einsätze in der 3. oder auch der 2. Liga wird zurückblicken können.

Erst mal allerdings hat Wiethaup eine Drittliga-Saison vor sich, die eine schwere werden kann für den VfL. Die aktuelle Osnabrücker Mannschaft passte sich jetzt dem Retro-Stil ihres Stadions an: Im 4-4-2-System spielte sie antiquierten Fußball mit langen Bällen nach vorne. Bloß: Vorne half dann nicht der liebe Gott.

Aues Stil moderner und effektiver

Da war Aues Stil ungleich moderner und effektiver: Das Team von Trainer Pavel Dotchev presste schon am Osnabrücker Strafraum, kombinierte sich zu den wenigen Chancen, die die in weiten Teilen stabile VfL-Abwehr zuließ. Schließlich wurde Auer für die bessere und sicherere Spielweise belohnt: 0:2 unterlagen die Gastgeber.

Inzwischen sind die maroden Konstruktionen verstärkt. Nur die Osttribüne, die Heimat der VfL-Ultras, hat immer noch kein Dach

Wenige Minuten nach dem Führungstreffer durch Mika Clausen wechselte VfL-Trainer Uwe Koschinat Tesche und Simakala ein. Die Osnabrücker entdeckten ihr Kämpferherz. Und beinahe hätte die neue Sturm-Hoffnung des VfL auch gleich den Ausgleich erzielt.

Doch es kam anders: Der VfL kassierte auch noch einen zweiten Treffer, erzielt von Borys Tashchy, und verlor zu Recht gegen einen abgezockten, überlegenen und clever spielenden Gegner. Es sind erst zwei Spiele gespielt in der neuen Drittliga-Saison des VfL. Aber Bielefeld scheint keine Weltreise weit weg von Osnabrück.

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