Verzögerungen bei Teillegalisierung: Cannabis Social Clubs müssen warten
Die Berliner Landesregierung will, dass die Bezirke für die Lizenzen für Cannabisvereinigungen verantwortlich sind. Die erteilen nun eine Absage.
Teil der Rechnung war dabei, dass ab Anfang dieses Monats Anträge für den Anbau und die Weitergabe von Cannabis gestellt werden können. Würden diese schnell genehmigt, hätte man gleich loslegen können, um vielleicht schon im Spätherbst die ersten getrockneten Blüten bereitstellen zu können.
Doch Oliver Waack-Jürgensen, Vorsitzender des Berliner Cannabis Social Clubs Highground, musste seine Prognosen immer wieder der Realität in den Berliner Behörden anpassen. Er wartete, wie all die anderen Clubs, auf die Info, wo die Lizenzen überhaupt zu beantragen sind.
Fast zwei Wochen nach dem Stichtag 1. Juli ist das immer noch nicht klar. Anders gesagt: Es herrscht komplettes Chaos rund um diese Frage. Nicht einmal an ein „grünes Weihnachten“ glaubt Waack-Jürgensen inzwischen. „Vor dem nächsten Jahr wird das nichts“, sagt er der taz.
Die regierende CDU ist gegen die Teillegalisierung
Dabei hätte das Land Berlin längst Klarheit für die Genehmigungsverfahren schaffen müssen. Dafür habe es auch genügend Zeit gegeben, sagt der Grünen-Abgeordnete Vasili Franco der taz. Die Umsetzung des Bundesgesetzes liegt bei den Bundesländern, die könnten nicht einfach sagen: Wir warten einfach mal ab und werden nicht aktiv.
Aber genau das sei die Marschrichtung in Berlin gewesen. „Entweder hat man das verschlafen oder verschleppt“, sagt Franco und lässt durchblicken, dass er eher an Letzteres glaubt. An ein „mutwilliges Verzögern“, wie er sagt.
Was nicht abwegig ist, da die Hauptstadt von der CDU regiert wird, die kein Geheimnis daraus macht, dass sie von der Teillegalisierung von Cannabis wenig hält. Auch beim Koalitionspartner SPD gibt es nicht nur Fans des neuen Gesetzes.
Wenige Tage vor dem 1. Juli muss es Gesundheitssenatorin Ina Czyborra dann gedämmert haben, dass man nun vielleicht doch tätig werden müsste. Die SPD-Politikerin erklärte kurzerhand die Gesundheitsämter der Bezirke für die Lizenzvergaben zuständig.
Bezirke haben „kein Personal und keine Fachkompetenz“
Die aber wussten bis dahin nichts von ihrem Glück und verkünden nun in einem gemeinsamen Brief der Senatsgesundheitsverwaltung: Wir werden diesen Job nicht übernehmen.
Nur die beiden von SPD-Stadträten geführten Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf haben sich dieser Position nicht angeschlossen. In dem Brief, aus dem der Tagesspiegel zitiert, teilen die Bezirke mit, man habe nicht das nötige Personal und außerdem „keinerlei Fachkompetenzen“, um die unerwünschte Aufgabe erledigen zu können.
Und wie geht es nun weiter? Waack-Jürgensen sagt, er komme sich inzwischen vor wie bei der Aufführung einer schlechten Operette. In den vergangenen Tagen habe er mit allen möglichen Bezirksämtern telefoniert und sei dabei auf Ansprechpartner gestoßen, die allesamt nicht wüssten, wie es weitergehen soll.
Inzwischen habe er sogar versucht, in Brandenburg eine Genehmigung für seinen Club zu ergattern, wo kein auch nur ansatzweise vergleichbares Behördenchaos wie in Berlin herrscht. Aber in Brandenburg wolle man nicht auch noch die Arbeit für Berlin erledigen.
Sämtliche Bundesländer hätten es hinbekommen, zuständige Ämter für die Genehmigungsverfahren der Cannabis-Clubs zu bestimmen, sagt Vasili Franco, selbst Bayern habe Rechtssicherheit geschaffen. In Niedersachsen habe sogar der erste Club bereits seine Lizenz erhalten. Nur in Berlin geht nichts voran. Schwarz-Rot müsse nun dringend eine zentrale Stelle für die Genehmigung und Kontrolle der Cannabisvereinigungen schaffen. „Der Senat steht damit in der Pflicht.“
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