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Verurteilter SteuersünderUli Hoeneß kommt vorzeitig raus

Wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe war Uli Hoeneß zu 42 Monaten Haft verurteilt worden. Nach 21 kann er das Gefängnis als freier Mann verlassen.

Kann sich bald wieder in Freiheit den Fanschal umwerfen: Uli Hoeneß Foto: dpa

München/Augsburg dpa | Der ehemalige FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird vorzeitig aus der Haft entlassen. Die restliche Strafe werde zum 29. Februar 2016 zur Bewährung ausgesetzt, entschied die zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg am Montag.

Bei der Entscheidung seien unter anderem die Persönlichkeit von Hoeneß, sein Vorleben, die Umstände der Tat und das Verhalten des 64-Jährigen in der Haftzeit gewürdigt worden, sagte Gerichtssprecher Claus Pätzel. Die Kammer habe betont, „dass der Verurteilte trotz seiner Position stets bereit gewesen sei, sich in die Gefangenengemeinschaft zu integrieren“. Bei seinen zahlreichen Ausgängen sei es zu keinen Beanstandungen gekommen.

Hoeneß war in München wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden und hatte seine Strafe am 2. Juni 2014 angetreten. Den Schaden habe der ehemalige FC-Bayern-Chef durch Zahlungen in Höhe von mindestens 43 Millionen Euro wieder gutgemacht, sagte Pätzel. Die Bewährungszeit wurde auf drei Jahre festgelegt. Zunächst hatte die Sport Bild über die Entscheidung des Gerichts berichtet.

Allerdings könnte die Staatsanwaltschaft gegen die vorzeitige Freilassung binnen einer Woche Beschwerde einlegen. „Wir prüfen das zur Zeit“, sagte Florian Gliwitzky von der Staatsanwalt München II. Ob sich die Anklagebehörde in dem bisherigen Verfahren für oder gegen eine Halbstrafe für Hoeneß ausgesprochen hat, ist nicht bekannt. Es handele sich um ein nicht-öffentliches Verfahren, betonte Gliwitzky. Deswegen würden keine diesbezüglichen Angaben gemacht.

Hoeneß war zuletzt Freigänger

Hoeneß ist bereits seit einem Jahr Freigänger und arbeitet tagsüber in der Jugendabteilung des deutschen Fußball-Rekordmeisters. Die Wochenenden kann er meist in seinem Haus am Tegernsee verbringen.

Im Herbst hatte der Anwalt von Hoeneß mitgeteilt, dass ein sogenannter Halbstrafantrag gestellt worden sei. Üblicherweise werden Haftstrafen erst nach zwei Drittel der Zeit zur Bewährung ausgesetzt, der Paragraf 57 des Strafgesetzbuches ermöglicht aber in Ausnahmefällen auch die Aussetzung der Strafe nach der Hälfte. Der 64-Jährige kommt nun in den Genuss dieser Regelung.

Der Antrag wurde von der Ersten auswärtigen Strafvollstreckungskammer des Augsburger Landgerichts in Landsberg am Lech bearbeitet. In der Landsberger Justizvollzugsanstalt hatte Hoeneß zunächst seine Strafe abgesessen, später wurde er in ein Freigängerhaus des Gefängnisses verlegt.

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8 Kommentare

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  • Der derzeitig vielbeschäftigte und mehrere Wohnsitze abwechselnd nutzende U. Hoeneß wird Ende Februar sein derzeitiges senkrecht mit schwarz-weißen Streifen versehenes Trikot mit einem rot gefärbten Dress eintauschen zu können und wieder einer geregelten und wohl möglich etwas angenehmeren Arbeit nachgehen, bzw. sich bereits für seine Pension vorbereiten! Das ist doch eine gute Nachricht.

     

    Er wird aber voraussichtlich das interessant und lukrativ klingende Angebot von @Pluto, zur Reha“ in die „Schwarzgeldklinik“ zu gehen, nicht annehmen können, weil bereits auf ihn nach der vom Augsburger Landgericht, mit einer vermutlich ausgestatteten ordentlichen FC-Bayernnähe, durch einen nicht näher begründeten Ausnahmefall angeordneten verkürzten Auszeit die treu gebliebenen Fans bereits warten, den „Macher“ als neuen Aufsichtsratspräsidenten des FC B wieder auf seinem früheren Stammplatz in der Arena begrüßen zu können. Seine bekannte private Verbindung mit dem verstorbenen französischen Ex-Besitzer eines wichtigen Partnerfirma, der auch durch weitere Finanzhilfen auffiel, die aber teilweise nicht immer die richtigen Adressanten erreichten, profitiert natürlich der FC B heute noch, weil günstigere Angebote anderer Mitbewerber abgelehnt wurden. Das hat man in München nicht vergessen!

     

    Die harte extrem Bewertung der finanziellen Einnahmen mancher Leute von @ MISANTHROP sollte auch einmal zu Nachdenken anregen, dass z.B. der sich gerade auf Abschiedstournee befindliche Trainer Guardiola jetzt oder danach scheinbar mit ca. 45-50.000 € /Tag (!) beglücken lassen dürfte.

     

    Wer bezahlt ihm das oder besser gesagt, woher kommt dieses unglaublich viele Geld? Das sprengt doch jeden vernünftigen Sachverstand!

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich versuche immer noch zu begreifen, welche Summe sich der so merkwürdig geschonte Fußballer sich da unter den Nagel reißen wollte.

    Utopie: Angenommen, man würde 80 Jahre lang jedes Jahr 75 000 Euro verdienen (vom Baby bis zum Greis) hätte man 6 Mio € im gesamten Leben verdient.

    Der große Meister wollte also den Staat um das Lebenseinkommen von fünf 80-jährigen Menschen (mit ganz passablem Einkommen) betrügen. Was UH in der kapitalistischen Welt verdient, wäre mir einigermaßen egal, aber um welche Summe er den Durchschnittsbürger und den Staat hierzulande betrogen hat (und nur durch Zwang und Ungeschick hat er diese Summe wieder herausgegeben), darf man und muss man mit Durchschnittseinkommen hierzulande vergleichen. Stellen Sie sich vor, Sie würden 80 Jahre Ihres Lebens jedes Jahr 75 000 € verdienen. Dann wären Sie eine/r von den Fünfen.

    UH ist ein richtig großer Verbrecher, der nur wieder mal verschont wurde, durch wen auch immer.

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Alle Menschen sind vor Gericht gleich. Manche sind gleicher...

      Hurra Deutschland!

      • 8G
        86548 (Profil gelöscht)
        @amigo:

        [...] gekürzt. Fragen, Anregungen, Kritik an der Moderation bitte an: kommune@taz.de

         

        UH wurde nach Recht und Gesetz behandelt. Auch wenn ihr Schaum vor dem Mund habt, er wurde nicht bevorzugt. Im Übrigen war die Sache doch ein tolles Geschäft für den Staat: 28 hinterzogen, 43 nachbezahlt. Also beruhigt euch, die wahren Verbrecher sitzen woanders.

  • 2G
    27741 (Profil gelöscht)

    Wir Ärzte der Schwarzgeldklinik freuen uns schon auf Uli Hoeneß, der für Anfang März sein Kommen in unsere Klinik zugesagt hat. Denn wir wissen, Gier kann man nicht mit Gefängnis heilen. Da braucht es schon ein wenig mehr. Eine gute therapeutische Behandlung und evtl. eine Entfernung der Geldhangdrüse und Herr Hoeneß ist wieder ein vollwertiges, soziales Mitglied dieser Gesellschaft.

     

    Dr. Armer-Schlucker

    http://www.attac-netzwerk.de/moenchengladbach/start/aktionen/schwarzgeldklinik/

  • "Entlassen - mit Rücksicht auf die Eltern", hieß das früher. War dann wohl eher eine symbolische Haftstrafe und nur so für die Galerie. Hatte man nicht schon den Prozess frühzeitig beendet, weil befürchtet werden musste, dass sich die Summe der hinterzogenen Steuern mit jedem Prozesstag mehr als verdoppeln könnte? Nun denn, mit Klassenjustiz kann das alles ja nichts mehr zu tun haben, nachdem die SPD die Klassen schon ganz abgeschafft hat. Sachen gibt's, die gibt's gar nicht!

  • na, pfüat di gott, da hat der rechtsstaat ja wieder einmal in seiner vollen härte zugeschlagen.

  • Na Servus&Sakra!

    Do schau her.

    Da hat ja wohl´s Herrgöttle - persönlich -

    Eingang&Ausgang g´segnet.

     

    "...Bei seinen zahlreichen Ausgängen sei es zu keinen Beanstandungen gekommen..."

    Na klar - wenn´s doch um die Wurst geht.

     

    kurz - De Düwel -

    Shit jümmers op den grützten Hoopen.

    Pfiat di, Uli - Du Wurst.