Kommentar (zu S.22): Vertrauen ist futsch
■ DST: Wer glaubt Senatsworte zur EU?
Die Krokodilstränen rollen mal wieder: Der Elektronikstandort Bremen sei durch die drohende Pleite der DST Deutschen Systemtechnik bedroht, von den vielen Arbeitsplätzen ganz zu schweigen. Der Senat will alles rechtlich mögliche tun, um den Laden zu unterstützen.
Was aber ist rechtlich möglich? Einfach so Landesbürgschaften herauszutun, wie es in Bremen jahrelang Sitte war, ist unter den strengen Augen der EU-Kommission nicht mehr drin. Das hat auch der Senat begriffen und zieht einen Streit mit den Banken einem weiteren Disput mit Brüssel vor.
Der Umstieg von Rüstungsproduktion auf zivile Märkte, wie ihn die Deutsche Systemtechnik gehen muß, ist ehrenhaft. Aber: Würden Sie Ihr Geld einem Unternehmen leihen, das im vergangenen Jahr bei jeder umgesetzten Mark fast 50 Pfennig Verlust gemacht hat? Und würden Sie einem Senat glauben, der eine Genehmigung aus Brüssel für eine Bürgschaft als „erreichbar“ beurteilt? Nach all dem, was im Zusammenhang mit dem Vulkan-Debakel in den letzten Monaten zwischen Bremen und Brüssel gelaufen ist? Die Banken haben diese Fragen nach ihrer Logik mit der ihnen eigenen schroffen Art beantwortet und den Geldhahn zugedreht. Bitter für die Mitarbeiter. Besonders, weil das Vertrauen ins bremische Krisenmanagement verspielt ist. Joachim Fahrun
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