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Vertrag zwischen ARD und Mehmet SchollAuflösung ohne Angabe von Gründen

Nun also doch: Die ARD wird ihren Fußballexperten los. Über den Konflikt beim Confed Cup, der sich am Thema Doping entzündet hatte, schweigt man sich aber aus.

Dieses Bild gehört der Vergangenheit an Foto: dpa

München epd | Nach neun Jahren trennt sich die ARD von ihrem Fußballexperten Mehmet Scholl. Man habe sich darauf geeinigt, die Zusammenarbeit ab sofort zu beenden, teilte die ARD am Donnerstag in München mit. Vorausgegangen war eine Auseinandersetzung zwischen dem ehemaligen Nationalspieler und dem Sender über die Vorberichterstattung zum Confederations Cup.

„Wir bedanken uns bei Mehmet Scholl für die großartige Zeit mit einem meinungsstarken, streitbaren und originellen Experten, der unsere Sendungen extrem bereichert hat“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Scholl sagte, er bedanke sich für die tollen und ereignisreichen Jahre als ARD-Experte. Zu den Gründen der Vertragsauflösung wurden keine Angaben gemacht.

Beim Confed Cup in Russland im Juni war es zum Streit zwischen Scholl und dem Sender gekommen. Statt Scholl hatte der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger die letzte Turnierwoche für die ARD analysiert. In dieser Woche äußerte sich Scholl öffentlich zu den Gründen: Er sei der Sendung wegen Meinungsverschiedenheiten über die Vorberichterstattung ferngeblieben, sagte Scholl am Sonntag in seiner Radiosendung „Mehmets Schollplatten“ im Bayerischen Rundfunk. Ein Schwerpunkt zum Thema Doping habe aus seiner Sicht nichts in der Sendung verloren gehabt: „Es hatte in dem Moment überhaupt keine Relevanz“.

Konkret störte sich Scholl offenbar an einem Beitrag zum Thema Doping in der russischen Nationalmannschaft 2014, der im Vorfeld des Halbfinalspiels zwischen Deutschland und Mexiko wie auch vor dem Duell zwischen Chile und Portugal gezeigt worden war. Die Redaktion habe ihm jedoch gesagt, er dürfe sich nicht in die Sendung einmischen. Daraufhin sei er gegangen, sagte Scholl.

Der 46-jährige Scholl kommentierte seit der Fußball-EM 2008 Spiele für die ARD. Sein aktueller Vertrag wäre erst zur WM 2018 ausgelaufen. Berichten zufolge erhielt Scholl für seine Analysen 1,6 Millionen Euro im Jahr, die ARD dementierte dies jedoch und sprach von einer viel zu hohen Zahl. Scholl begann seine Profikarriere 1989 beim Karlsruher SC und spielte später 15 Jahre lang für Bayern München.

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7 Kommentare

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  • Offenbar bestand ein Teil der "Friedensvereinbarung zwischen der ARD und Scholl darin, dass letzterer sich öffentlich und reuig zu seinem Fernbleiben positionieren sollte. Nicht per abgestimmter schriftlicher Erklärung, sondern live im TV.

     

    Da hatte der Mehmet dann aber wohl doch keinen Bock drauf.

  • Geheimsache Scholl

     

    Natürlich werden auch keine Gründe angegeben, obwohl öffentliches Interesse an Informationen besteht: Geheimgemauschele bei der ARD. Und da wollen sie tatsächlich journalistisch vorbildlich sein... Das ist schon traurig, aber bezeiochnend - eine Selbstentlarvung.

  • Demokratiedefizit bei der ARD

     

    Wer mal kritisch ist, dessen Vertrag wird prompt aufgelöst. So weit mal das kuriose Verständnis der ARD von Demokratie... Und das wird auch noch mit viel Gebührengeld gefördert.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Ҫa y est

  • Ich denke Scholl würde bei passender Gelegenheit in der ARD kompetent über Doping sprechen.

    Aber wie es aussieht wollte er sich nicht in eine antirussische Kampagne einbinden lassen in der Doping der Aufhänger war und ist.

  • also was jetzt, gerade haben sie sich wieder vertragen und nun ist doch Schlußausundvorbei. Da haben die ARD-Menschen wohl all die spöttischen Kommentare zum gestrigen taz-Artikel dazu gelesen.

    • @markus könig:

      Kirche in baliner Dörfchen lassen - wa!

      Glaub eher - Harry Mulisch -

      Hat mal wieder recht -;))

       

      Das Chaos hinter der

      Chinesischen Mauer -

      Ist mindestens genauso groß -

      Wie das vor der Chinesischen Mauer.