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Verteidigungsausgaben der NatoRutte will 400-prozentigen Ausbau der Nato-Luftabwehr

Generalsekretär Mark Rutte fordert die Nato-Mitglieder auf, mehr zu investieren. Das Bündnis müsse bei der Luftverteidigung massiv aufrüsten.

Nato-Generalsekretär Mark Rutte während seiner Rede im Chatham House Foto: Yui Mok/PA Wire/dpa

London dpa | Die Nato muss Generalsekretär Mark Rutte zufolge bei der Aufstellung ihrer Verteidigung gegen künftige Bedrohungen einen „Quantensprung“ vollziehen. Für eine glaubwürdige Abschreckung und Verteidigung benötige das Bündnis insbesondere eine Verbesserung der Luft- und Raketenabwehr um 400 Prozent, wurde Rutte vor einer Rede in London zitiert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Nato daraufhin als „Instrument der Aggression und Konfrontation“.

In der Ukraine werde deutlich, wie Russland „Terror aus der Luft“ verbreite. „Deshalb werden wir den Schutzschild für unseren Luftraum verstärken“, wird Rutte demnach vor seiner Rede im Thinktank Chatham House sagen. Außerdem benötigten die Streitkräfte Tausende zusätzliche gepanzerte Fahrzeuge und Panzer und Millionen weiterer Artilleriegeschosse. Selbst wenn der russische Angriffskrieg in der Ukraine ende, sei die Gefahr nicht vorbei.

Russischer Angriffskrieg in der Luft

Russland überzieht die Ukraine seit Kriegsbeginn vor über drei Jahren immer wieder mit schweren Luftangriffen. Am Wochenende waren über der ostukrainischen Stadt Charkiw laut Behörden erneut Gleitbomben im Stadtzentrum abgeworfen worden. Es gab Tote und etliche Verletzte.

Die Nato hatte Anfang Juni das größte Aufrüstungsprogramm seit den Zeiten des Kalten Krieges beschlossen. So sollen sich alle Nato-Mitglieder beim Gipfeltreffen Ende des Monats verpflichten, künftig mindestens 3,5 Prozent ihres nationalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Verteidigung zu investieren. Hinzu könnten dann noch einmal 1,5 Prozent des BIP für verteidigungsrelevante Ausgaben kommen.

„Wunschdenken wird uns nicht schützen. Wir können die Gefahr nicht einfach wegträumen“, wurde Rutte zitiert. „Hoffnung ist keine Strategie.“ Deshalb müsse die Nato ein stärkeres und durchschlagskräftigeres Bündnis werden.

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8 Kommentare

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  • Vollkommen richtig, es ist viel mehr zu investieren.



    V.a. sollte der Nachschub an Material gesichert werden..



    Ob ich eine 10 oder 100 Luftabwehreinheiten habe, ist ja nur nützlich, wenn auch ständig Munition nachgeliefert wird.

  • Bei eienr Aufstockung um 400% ist immer noch ziemlich viel Landmasse ohne Luftverteidigung....

    • @MatB1012:

      Deswegen muss man eigen Fähigkeiten entwickeln. Zerbombte Iskander Raketen und Bomber sind harmlos. Halbe Stunde nach Kriegsbeginn sollte man massiv Russlands Fähigkeiten in der Tiefe anzugreifen zerstören. Darüber hinaus 10 für eine. Russland bombardiert ein Kraftwerk NATO zerstört zehn russische.

      • @Machiavelli:

        Man sollte auch sehen, ob es nicht zielführender ist die Waffen auch aus EU Ländern zu beschaffen und zusammen mit diesen zu entwickeln. Die USA sind jetzt nicht mehr so ganz verlässlich und bei Satelliten, Geopositionierungssystemen und selbst Luftaufklärung besteht in der EU Nachholbedarf. Entscheidend ist hier die Schnittmenge EU Nato.

  • Die Bundeswehr hatte mal 400 Flak-Panzer vom Typ Gepard. Die letzten 90 Panzer wurden 2012 ausgemustert, Ersatz gab es keinen, die Heeresflugabwehr wurde aufgelöst. Es blieb die Luftwaffe mit ihren Flugabwehrraketen. Aber damit auf Drohnen zu schießen ist wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.



    Bis die Bundeswehr allerdings wieder eine Heeresflugabwehr bekommt, wird es wohl dauern:



    Zuerst braucht man dafür einen politischen Beschluss.



    Zweitens müsste dann das Heer sagen, welche und wie viele Flak-Panzer (vielleicht Skyranger?) benötigt werden.



    Drittens müsste dafür das Geld bereitgestellt werden.



    Viertens müsste die Industrie (Rheinmetall, KMW und viele, viele Zulieferer die Kapazitäten aufbauen, um überhaupt die Panzer zu produzieren.



    Fünftens müsste dann die Produktion anlaufen.



    Sechstens bräuchte das Heer auch die Soldaten, die dann in diesem Panzer herumfahren.



    Bis dies alles passiert ist, sind die Systeme wahrscheinlich schon wieder veraltet...

    • @Offebacher:

      Die Gepards sind interessanterweise bei der Drohnenabwehr sehr erfolgreich. Was man noch hatte, ging in die Ukraine und dort ein wichtiger Faktor bei der Bekämpfung von Drohnen. Vor Allem das Preis-Leistungsverhältnis pro Schuss ist wesentlich "vernünftiger" als bei den extrem teuren Raketen. Noch wesentlich vernünftiger ist allerdings, wenn man weder das eine noch das andere braucht, aber es stellt sich die Frage, wessen Interessen eigentlich worin bestehen. Die Nato sehe ich als Verteidigungsbündnis für fähig, aber man sollte ihr eine Art "Verfassung" geben, die es verhindert, daß sie für Partikularinteressen missbraucht wird. 20 Jahre+ Afghanistaneinsatz ohne jede Einsicht, aber mit im Prinzip nach wie vor bestehendem(!) Bündnisfall, werden ja in dieser Hinsicht irgendwie nicht thematisiert.

  • Aufrüstung - was für eine Verschwendung von Geld, Ressourcen und Arbeitskraft.



    Deutschland hat sehr hohe Miltärausgaben, aber eine Armee die - vorsichtig ausgedrückt - sehr begrenzte Einsatzfähigkeiten hat. Vielleicht sollte man erst mal an der Effizienz pro eingesetzem Euro arbeiten, anstatt weiter Milliarden in ein extrem ineffizientes System zu pumpen.

    • @T-Rom:

      Der Großteil des Geldes geht für Personalkosten und Liegenschaften drauf, so etwas ist in einem Hochlohnland auch zu erwarten. Dazu kauft Deutschland auch Highend Waffen die sind teuer aber würden im Kriegsfall die Verluste limitieren.