Verteidiger von Union Berlin: „Fans werden doppelt so laut sein“

Marvin Friedrich, Verteidiger von Union Berlin, erklärt, was er sich von der Premiere des Aufsteigers erwartet und worauf sich die Bundesliga freuen kann.

Ein Mann in einer Union-Decke, Marvin Friedrich

„Jeder weiß, dass Union etwas Besonderes ist“ – Marvin Friedrich Foto: dpa

taz: Herr Friedrich, sind Sie fit und bereit für die Bundesliga?

Marvin Friedrich: Ja, die Vorbereitung war lange genug. Und jetzt freuen wir uns, dass es am Sonntag losgeht.

Was kann man denn noch trainieren in der Woche, bevor es losgeht?

Es geht darum, so schnell wie möglich in den Rhythmus zu kommen. Wir machen jetzt nichts Besonderes mehr.

Und trotzdem wissen Sie ja, dass eine Saison in der Ersten Liga vor Ihnen liegt. Oder kann Ihnen das der Trainer aus dem Kopf trainieren?

Natürlich wissen wir, dass etwas Besonderes vor uns liegt. Aber genau da wollten wir in der letzten Saison ja auch hin. Und jetzt geht es eben los.

23, ausgebildet in der Schalker Knappenschmiede, spielt seit Januar 2018 für Union Berlin und war letzte Saison eine der großen Stützen des Teams.

Worauf kann sich die Bundesliga freuen, wenn Union dabei ist?

Auf einen anderen Fußballverein. Jeder weiß, dass Union etwas Besonderes ist. Gerade wenn man das Stadion anschaut, was hier für eine ­Atmosphäre herrscht mit den vielen Stehplätzen. Ich glaube, das ist in Deutschland ohne Vergleich.

Spüren Sie eine besondere Verantwortung den Fans gegenüber, die in dem Verein ja eine besondere Rolle spielen?

Wir haben sehr viel Verantwortung für den ganzen Verein. Wir wissen aber, wenn es mal nicht so gut läuft, stehen die Fans trotzdem hinter uns. Das gibt einem ein gutes Gefühl und eine gewisse Sicherheit. Das befreit uns auch.

Zum ersten Spiel gegen RB Leipzig am Sonntag haben Fans einen 15-minütigen Stimmungsboykott angekündigt, um gegen die Vereinskonstruktion von RB Leipzig zu demonstrieren. Union-Fans sind traditionell sehr politisch. Führt das dazu, dass sich auch die Spieler mehr mit den Dingen beschäftigen, die den Fans am Herzen liegen?

Dazu will ich gar nicht viel sagen. Natürlich wissen wir alle, dass die Ansetzung des ersten Spieltags ein bisschen unglücklich ist. Ich kann die Fans da schon verstehen. Und wir Spieler reden auch darüber. Aber wir sollten das Ganze nicht zu hoch hängen. Wenn die 15 Minuten vorbei sind, dann werden die Fans doppelt so laut wie sonst sein und uns nach vorne peitschen.

Union wird gerne als Gegenmodell zum großen Kommerzfußball beschrieben. Nehmen Sie das auch so wahr?

Ich habe zuvor beim FC Augsburg und bei Schalke 04 gespielt. Ich spüre schon, dass das hier ein bisschen anders läuft. Und ich finde das auch gut, wie man hier tickt.

Es gibt elf Neuzugänge im Team. Ist es ein Problem für die Aufstiegshelden, dass sie sich nun einer so starken Konkurrenz stellen müssen?

In der Bundesliga müssen wir einen starken und guten Kader haben. Ich sehe das eher positiv, weil dadurch auch das Trainingsniveau gesteigert wird.

Was haben Sie den Neuzugängen über die Stimmung in der Aufstiegssaison erzählt?

Ich glaube, die haben schon selber gesehen, was hier abgegangen ist nach dem Aufstieg. Das musste ich nicht so viel erzählen.

Sie sind ein Bundesliga-Rückkehrer. Nach einer erfolgreichen Jugendkarriere bei Schalke haben Sie ein paar Erstligaeinsätze gehabt, in Augsburg danach aber nicht wirklich eine Chance bekommen. Ist das nun die große Chance auf die große Profikarriere?

Man sollte immer mit dem zufrieden sein, was man hat. In der Jugend ging es fast immer bergauf. In Augsburg hatte ich eine nicht so gute, aber lehrreiche Zeit. Wichtig ist, dass man sich da immer wieder herauskämpft.

Früher war das Mittelmeer Zentrum der Identität Europas, heute wenden sich die Menschen von ihm ab. Ein Essay über ein Meer, das Hilfe braucht – in der taz am wochenende vom 17./18. August. Außerdem: Die Polizei möchte Bienen zur Drogenfahndung einsetzen. Science Fiction oder bald Realität? Und: In Belgien bekommen Obdachlose schnell eine Wohnung, in Deutschland nicht. Eine Reportage. Ab Samstag am Kiosk, im eKiosk, im praktischen Wochenendabo und bei Facebook und Twitter.

Sind Sie erschrocken im Sommer, als sich der FC Augsburg seine Transferrechte zurückgeholt hat?

Das war schon vorhersehbar. Das habe ich auch so akzeptiert, aber ich habe für mich klar gesagt, was ich mir wünsche.

Hatten Sie das sichere Gefühl, dass es diesen guten Ausgang nehmen würde?

Ich wäre schon gern zum Trainingsstart hier gewesen, aber ich hatte Vertrauen in alle Parteien, dass es irgendwie klappen würde.

Wie hat denn alles mit Ihrer Karriere angefangen? Sie sind ja offenbar in einer sehr fußballverrückten Familie aufgewachsen.

Mein Vater hat früher Handball gespielt, nicht höherklassig, aber Oberliga. Meine Mutter ist auch sportlich. Die jüngste Schwester macht Leichtathletik, die andere spielt Bundesliga-Fußball bei Bayer Leverkusen, und der größere Bruder hat auch Fußball gespielt in der Regionalliga. Wir mussten uns zwischen Handball und Fußball entscheiden, haben aber früh schon immer Fußball im Garten gespielt, Jungs gegen Mädchen meistens, und so kam es dazu.

Welche Position spielt Ihre Schwester?

Sie spielt auch in der Innenverteidigung.

Gibt es da einen Austausch über Ihre jeweilige Interpretation der Position?

Eher weniger. Meiner Meinung nach kann man Männer- und Frauenfußball nicht direkt vergleichen. Aber natürlich reden wir darüber, was man hätte besser machen können: Wie siehst du das? Bei uns zu Hause wird sehr viel über Fußball geredet.

Wie nah verfolgen Sie das Geschehen bei Ihrer Schwester? Gegen wen spielt sie denn mit Bayer Leverkusen zum Frauen-Bundesligaauftakt am Sonntag?

Gute Frage, die kann ich leider nicht beantworten. Eigentlich schaue ich keinen Frauenfußball, aber durch meine Schwester informiere ich mich schon über die Ergebnisse. Wenn sie in dieser Saison in Potsdam spielt, fahre ich vielleicht hin. Wir schrei­ben uns eigentlich täglich, gerade am Wochenende, wenn ein Spiel war.

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