Verschwörungsideologische Demo: Nach Corona rechts
Bundesweit gehen am Samstag Verschwörungsideologen auf die Straße – auch in Berlin. Antifaschistische Gruppen rufen zu Gegenprotesten auf.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Demonstration in Berlin stattfindet. Schon am 22. März folgten etwa 600 Menschen demselben Aufruf. Sie zogen mit Flaggen der Friedensbewegung und Deutschlandfahnen durch Mitte. Zu dem Protestmarsch aufgerufen hatte damals unter anderem der bekannte Berliner Verschwörungsideologe Michael Bründel, bekannt auch unter dem Namen Captain Future. Einen kleinen Gegenprotest organisierten damals die Omas gegen rechts. Ansonsten blieb die Demonstration weitestgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit, denn gleichzeitig verhinderten in Friedrichshain Tausende einen extrem rechten Aufzug des Ex-AfD-Politikers Ferhat Sentürk.
Die Demonstration am kommenden Samstag ist Teil einer bundesweiten Mobilisierung. Unter dem Motto „Gemeinsam für Deutschland“ wird in allen 16 Bundesländern demonstriert. Geplant sind Demonstrationen unter anderem in Karlsruhe, Bremerhaven und auch Frankfurt.
In einem gemeinsamen Statement rufen antifaschistische Gruppen, etwa die Waterkant Antifa Hamburg, die Initiative Gemeinsam Kämpfen Kiel und auch die Berliner Gruppen La Rage und die North East Antifa (NEA) dazu auf, sich den Aufmärschen bundesweit in den Weg zu stellen. Zudem warnen sie: „Was vor zwei Monaten noch aus einem etwas verwirrten Querdenken-Spektrum zu kommen schien, muss man spätestens nach dem 22. März beim Namen nennen: Naziaufmärsche“. Initiiert seien die bundesweiten Demonstrationen vom „rechten Rand von Querdenken“.
Mischspektrum erwartet: Von „Querdenken“ bis „Deutsche Jugend Voran“
Tatsächlich sollen laut antifaschistischen Recherchen etwa in Stuttgart zahlreiche Neonazis an einer entsprechenden Demonstration im März teilgenommen haben. Auch die Antifa Kiel berichtete von „offen rassistischen und nationalistischen“ Strukturen und der Teilnahme von Akteur:innen aus dem Umfeld der AfD.
Ein ähnliches Szenario erwartet ein Sprecher der Gruppe Gerade Denken auch diesmal: „Wir rechnen mit eine Mischspektrum. Möglich, dass sich auch gewaltorientierte Jugendliche aus dem Umfeld der Gruppe Deutsche Jugend Voran anschließen werden“, so der Sprecher zur taz.
Am Samstag startet bereits um kurz nach 12 Uhr ein Protestzug unter dem Slogan „Nazi-Aufmarsch verhindern“, zu dem Gruppen wie Gerade denken, Widersetzen und auch die NEA aufrufen. Eine Gegenkundgebung mit Demonstrationszug von Queermany ist am Samstag für 13 Uhr am Bebelplatz angekündigt.
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