piwik no script img

Vernünftiger WortbruchSiegreich eingeknickt

Kommentar von Teresa Havlicek

In der Praxis hätte die von Stephan Weil im Wahlkampf versprochene Blockade die Verhandlungen über die Endlagersuche sprengen können - zum Schaden des Landes.

J a, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist bei Gorleben eingeknickt. Und ja, von Wahlversprechen nur einen Monat nach Amtsantritt abzurücken, sieht nicht gut aus. In diesem Fall aber ist es nur vernünftig.

Für den Wahlkampf war Weils Ankündigung, Gorleben bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager von vornherein kategorisch auszuschließen, noch gut geeignet. Erst das Land, dann Bund und Partei – im Wettstreit um das Amt des Landesvaters konnte er sich damit bestens profilieren. Zumal gegen seinen Kontrahenten David McAllister (CDU), damals noch Ministerpräsident mit dem Ruf, Merkels treuester Mann zu sein.

In der Regierungspraxis aber hätte eine solche Blockadehaltung das Potenzial gehabt, die bundesweiten Verhandlungen über die Endlagersuche zu sprengen. Welches andere Bundesland hätte sich an einer ergebnisoffenen Suche beteiligt, wenn Niedersachsen in seinen Landesgrenzen schon vorab Sperrzonen postuliert?

Immerhin, mit dieser Maximalforderung konnte Niedersachsen bei Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), vor der Bundestagswahl ohnehin unter Erfolgsdruck, einige Zugeständnisse heraushandeln: Etwa die Enquetekommission, die die Suchkriterien erarbeiten soll. Oder der Castor- und Erkundungsstopp in Gorleben, der der rot-grünen Landesregierung unschöne Protest-Szenen im Wendland ersparen kann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Inlandskorrespondentin
ist Niedersachsen-Korrespondentin der taz. Sie hat 2009 bei der taz in Bremen als Volontärin angefangen und zwei Jahre später nach Hannover rübergemacht.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • B
    Bitbändiger

    Da haben Sie, liebe Teresa Havlicek, aber eben noch die Kurve gekriegt - ich hatte gerade angesetzt, auf Ihren Artikel "Wahlversprechen bröckelt" genau das zu entgegnen, was Sie hier jetzt selbst nachgeschoben haben. So nützlich kann "zweites Nachdenken" sein!