: Vermisstes Mädchen war entführt
Die 9-jährige Sophia wurde drei Tage und Nächte in einer Plattenbauwohnung in Marzahn von einem bisher unbekannten Mann festgehalten. Anscheinend wurde ihr keine körperliche Gewalt angetan. Die Polizei vermutet ein sexuelles Motiv
von BARBARA BOLLWAHNDE PAEZ CASANOVA
Vier Tage lang durchkämmten 70 Beamte der Berliner Polizei und des Bundesgrenzschutzes, acht Spürhunde und ein Hubschrauber die Gegend um die Einfamilienhaussiedlungen zwischen den S-Bahn-Stationen Friedrichsfelde Ost und Springpfuhl. Doch die Suche nach der 9-jährigen Sophia aus Marzahn, die am vergangenen Donnerstagnachmittag auf dem Weg vom Hort nach Hause verschwunden war, verlief ergebnislos.
Vielleicht waren es die zahlreichen Appelle der Eltern in Fernsehen und Zeitungen – „Gebt uns unser Kind zurück“ –, die nun zu einem guten Ende führten. Gestern Früh gegen 7.30 Uhr meldete sich das Mädchen auf einer Polizeiwache in Marzahn – äußerlich unversehrt und mit den Worten: „Ich bin die Sophia, und ich werde gesucht.“ Ein bisher unbekannter Mann hatte das Kind in der Nähe abgesetzt und ihm den Weg zum Revier erklärt. Nach Angaben von Polizeipräsident Hagen Saberschinsky wurde das Mädchen von dem gleichen Mann am Donnerstagabend ganz in der Nähe von ihrem Elternhaus weggefangen. Der bisher unbekannte Täter habe ihr den Mund zugehalten und gedroht, ein Messer zu ziehen, wenn sie schreit. Dann sei er mit dem Kind in ein Auto gestiegen und nach Angaben des Mädchens „kurze Zeit“ gefahren – bis zu einer Wohnung in einem Plattenbau in unmittelbarer Nähe zum Wohnort des Mädchens.
Den ersten Erkenntnissen zufolge wurde das Kind von dem unbekannten Mann drei Tage und drei Nächte in der Wohnung festgehalten. Es sei derzeit davon auszugehen, dass gegen das Mädchen, das sich gestern „wohlauf“ zeigte, „keine körperliche Gewalt“ angewandt wurde. Zu vermuten sei allerdings, dass die Freiheitsentziehung auf Grund von Aussagen und Handlungen des Täters ein „sexuelles Motiv“ habe, so Saberschinsky weiter. Weil das Kind gestern nur oberflächlich befragt wurde – am Nachmittag folgte eine ärztliche Untersuchung –, nannte Saberschinsky keine weiteren Details. Nur so viel: Das Kind sei „vernünftig versorgt“ worden, und es habe im Fernsehen die Fahndung verfolgen können – jedoch ohne Ton, da der Täter ihr Kopfhörer aufgesetzt habe. Nach Angaben von Saberschinsky ist es „äußerst unwahrscheinlich“, dass das Kind fantasiere. Saberschinsky zeigte sich optimistisch, den Fall aufzuklären. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden wir den Täter ermitteln.“
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