piwik no script img

Verkehrsprobleme am Treptower ParkEin Vorführeffekt und allerlei Simulationen

Ein Ortstermin mit grünen Politikerinnen an der neuen Anschlussstelle der A100 in Treptow hat nicht ganz den erhofften Nutzen.

Ungeliebte Autobahn: Bei einer Demo gegen die A100 am 5. September in Treptow Foto: IMAGO / Eventpress

Berlin taz | Laut ist es an der Ecke Elsenstraße/Am Treptower Park. Autos und Lastwagen rollen in kurzer Schlagzahl an der kleinen Gruppe vorbei, die ein bisschen enger zusammenrücken muss, um sich gegenseitig zu verstehen. Es ist 7.30 Uhr am Mittwochmorgen und drei grüne Verkehrspolitikerinnen haben die Medien eingeladen – die sollen mit ihnen vor Ort besichtigen, was die Eröffnung der A100-Verlängerung nach Treptow ausgelöst hat.

„Wir können gar nicht zählen, wie oft wir im Verkehrsausschuss vor genau dieser Entwicklung gewarnt haben“, sagt Antje Kapek von der Abgeordnetenhausfraktion. Claudia Leistner, Bezirksstadträtin von Treptow-Köpenick, findet die Situation „fast noch schlimmer ist als befürchtet“, und ihre Kollegin aus Friedrichshain-Kreuzberg, Annika Gerold, berichtet von heftigem Stau, den sie in den vergangenen Tagen hier beobachtet hat.

Wenn da nur nicht der Vorführeffekt wäre: Trotz Berufsverkehr und Ferienende bleibt an diesem Morgen das Chaos aus. Was die A100 an Verkehr in die Kreuzung spült, kann diese zumindest zu diesem Zeitpunkt aufnehmen. Gleich um die Ecke, zur Elsenbrücke hin, die weiterhin nur als Behelfskonstruktion existiert, staut es sich freilich massiv. Das aber sei nichts Neues, meint ein Polizist, der von den Politikerinnen an der nächsten Ecke angesprochen wird: „Die Autobahn hat da jetzt nichts geändert.“

Nicht unbedingt die Aussage, die Kapek, Leistner und Gerold erhofft haben – aber sie können schließlich darauf verweisen, dass es schon zu Notsperrungen der Autobahn wegen Rückstau und zur zeitweiligen Kappung zweier BVG-Buslinien kam. Für sie steht fest: Der gerade eingeweihte A100-Abschnitt muss bis Fertigstellung der Elsenbrücke geschlossen werden, und Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) muss erklären, worin das Verkehrskonzept besteht, das ihr Haus für die Umgebung der Anschlussstelle entwickelt haben will.

Warum hält sich keiner an die Regeln?

Am Nachmittag räumt Bonde im Mobilitätsausschuss ein, dass nicht alles so gelaufen sei, wie die Simulation ihrer Verwaltung ergeben habe: „Wir sehen, dass der Verkehr sich anders verhalten hat.“ Das könne auch daran liegen, dass sich „der eine oder andere vielleicht den neuen Abschnitt einmal anschauen wollte“, was zu einem höheren Aufkommen geführt habe. Und: „Es wird nicht immer regelkonform gefahren“, so Bonde – das aber habe die Simulation vorausgesetzt.

Am Donnerstag bringen die Grünen im Abgeordnetenhaus einen Dringlichkeitsantrag ein – wohl in der Hoffnung, damit bei der SPD Unruhe zu schüren, in der etliche ihre Kritik teilen dürften. An die Senatorin hat Claudia Leistner die Einladung ausgesprochen, am Freitag mit allen Beteiligten im Bezirk ein Krisengespräch zu führen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare