Verhandlungen über Plastik-Abkommen: Ölländer blockieren Fortschritt
Nächstes Jahr soll ein internationales Abkommen gegen die Plastikseuche stehen. Bei einem einwöchigen Gipfeltreffen ist es aber kaum vorangegangen.
Rund 60 Staaten hatten hingegen ein Vertragswerk gefordert, in dem bestimmte Plastikprodukte durch Verbote aus dem Markt genommen werden – und das Regeln zur Einschränkung des Plastikverbrauchs enthält.
Zudem wurden deutliche Meinungsunterschiede zur Frage sichtbar, ob die Vertragsbestimmungen rechtlich bindend sein oder lediglich den Charakter von Selbstverpflichtungen haben sollten.
Nach Angaben aus Verhandlungskreisen verhinderten Iran, Saudi-Arabien, Russland und eine kleine Anzahl an weiteren Erdöl-Förderstaaten Fortschritte bei den Verhandlungen durch eine Vielzahl neuer Vorschläge. Dadurch sei der Vertragstext massiv angewachsen, die Bearbeitung der einzelnen Punkte wurde demnach dadurch erheblich verlangsamt.
Plastikproduktion hat sich in 20 Jahren verdoppelt
Vertreter aus mehr als 170 Staaten waren in Nairobi zusammengekommen, um über die Aufnahme konkreter Maßnahmen in ein weltweit verbindliches Abkommen zur Beendigung der Verschmutzung durch Plastikmüll zu verhandeln. Erstmals wurde über einen im September veröffentlichten Textentwurf beraten.
Es war die dritte von insgesamt fünf Verhandlungsrunden. Im vergangenen Jahr hatten sich 175 Nationen verpflichtet, sich bis 2024 auf ein rechtlich verbindliches UN-Abkommen gegen die Plastikvermüllung von Umwelt und Meeren zu einigen.
Die Nichtregierungsorganisation Gaia warf dem Unep vor, es durch seine Verhandlungsführung in Nairobi einer Minderheit von Staaten ermöglicht zu haben, die Verhandlungen zu blockieren.
Die deutsche Sektion der Umweltschutzorganisation WWF äußerte sich ebenfalls enttäuscht. Es sei bei dem Treffen in Nairobi so wenig erreicht worden, dass es sich „kaum gelohnt“ habe, erklärte WWF-Vertreter Florian Titze. Allerdings sei ein Abkommen bis 2025 noch möglich, die Bundesregierung müsse hierfür „jede Möglichkeit für weiteren Fortschritt ergreifen“.
„Wesentliche“ Fortschritte im Umgang mit Plastikmüll
Das Unep selbst äußerte sich indes zuversichtlich. Es seien „wesentliche“ Fortschritte im Umgang mit Plastikmüll erzielt worden, erklärte die Organisation. Der internationale Chemieindustrie-Verband ICCA erklärte, die Verhandlungen hätten einen „unzureichenden“ Entwurf verbessert, der jetzige Textentwurf berücksichtige die „Bandbreite der Ideen“ viel stärker.
Für das kommende Jahr sind die letzten zwei Verhandlungsrunden für ein Abkommen zum Umgang mit Plastikmüll angesetzt: die erste davon im April 2024, die zweite in Südkorea im November desselben Jahres.
Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Millionen Tonnen Plastik landen in der Umwelt und im Meer, oft in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln. Dieses sogenannte Mikroplastik kann nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern auch in den Blutkreislauf von Lebewesen gelangen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?