Verhaltenskodex für Touristikunternehmen: Kinderschutz gehört dazu!
Immer mehr touristische Unternehmen kooperieren mit der internationalen Kinderschutzorganisation Ecpat. Rund 1.000 Firmen haben bereits den Code of Conduct unterzeichnet.
BERLIN taz | Ein Kinderhöschen im Sand, ein zerschundenes Kindergesicht in verschiedenen Positionen abgelichtet wie auf einem Fahndungsplakat, eine schwarze große Hand, die bedrohlich nach einem Kind greift - mit Plakaten gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern präsentiert das Berliner Accor Hotel Schweizerhof das Engagement der Gruppe gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern weltweit.
Die Plakate entstanden im Rahmen eines von der Accor-Gruppe und der Kinderschutzorganisation Ecpat geförderten Wettbewerbs an der Hochschule für Grafik und Design in Freiburg.
"Als führender Hotelbetreiber weltweit ist sich Accor seiner großen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst. Der Schutz unserer Kinder ist fest im Nachhaltigkeitsprogramm von Accor verankert und somit wesentlicher Bestandteil der Unternehmensphilosophie", sagt Peter Verhoeven, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Unterzeichnung des Code of Conducts.
Damit verpflichtet sich der Hotelbetreiber auch, MitarbeiterInnen zu schulen, Leistungsträger durch eine Zusatzklausel zur Einhaltung der Kinderrechte aufzufordern, Gäste aufzuklären und jährlich Berichte abzuliefern.
"Wir sehen, dass es vorangeht", sagt Mechthild Maurer, Geschäftsführerin von Ecpat Deutschland - ein Mitglied von Ecpat International (End Child Prostitution, Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes), der internationalen Kinderrechtsorganisation mit Sitz in Bangkok.
"Bei den Reiseunternehmen hat es einen Riesenruck gegeben", weiß Maurer, weil es inzwischen doch sehr viele sind, die mitmachen, und da will keiner abseits stehen."
Im März hat die Internationale Tourismusbörse in Berlin den Verhaltenskodex unterzeichnet. Die Teilnahme der weltgrößten Tourismusmesse bietet eine breite Öffentlichkeit - weltweit.
In Deutschland haben bereits rund 1.000 touristische Unternehmen, Touristikverbände und Hotelketten - hauptsächlich als Mitglieder des Deutschen Reiseverbandes (DRV) - unterzeichnet.
"So langsam sind die Unternehmen auch bereit, mehr Engagement, mehr finanzielle Unterstützung zu leisten. Das Thema hat Konjunktur, man will nun bei uns mitmachen. Früher mussten wir uns dafür die Hacken ablaufen."
Unterstützung erfährt Ecpat zurzeit auch dadurch, dass sexuelle Gewalt gegen Kinder in Institutionen und Familien hierzulande gerade breit diskutiert wird.
"Die Leute erkennen, dass die Täter auch Reisende sind, die sich weit weg Kinder suchen", sagt Maurer. "Dieses Bewusstsein setzt sich immer mehr durch."
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