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Vergleichstest Wo wir unsere Möbel kaufen, verrät angeblich, wer wir sind. Eine Besichtigung der Ikea-Filiale in Hamburg-Altona, des Stilwerks am Hamburger Fischmarkt und des Discounters Möbel-Boss im Lüneburger IndustriegebietPressspan oder Designerstück?

von Antonia Wegener

Sterne-Restaurants, Architektenbüros und Werbeagenturen gehören zur Nachbarschaft. Die Elbmeile in der Nähe des Fischmarkts in Altona ist ein Vorzeigeobjekt für das kosmopolitische und reiche Hamburg – und das Stilwerk sein Möbelhaus.

Der erste Eindruck: Eingangshalle. Steinfußboden. Glasdach. Ich fühle mich unpassend gekleidet und beobachtet. Blick bis in den siebten Stock. Silberne Metallbalkone. Gläserne Fahrstühle fahren an weißen Backsteinwänden hoch.

Orientierung: Das Stilwerk ist ein Marktplatz für Designermöbel. Hinter den weißen Backsteinbögen der alten Malzfa­brik verbergen sich auf sieben Etagen 28 unabhängige Anbieter, die für jede Lebenslage und Wohnsituation die richtige Ausstattung bieten. Damit das Shoppingvergnügen alle Sinne der design-affinen Kunden anspricht, steht die Architektur des alten Fabrikgebäudes im Vordergrund. Auf den wenigen Schildern stehen, wenn überhaupt, wohlklingende Namen von internationalen und deutschen Designerlabels. Am Eingang gibt es einen Informationsstand. Er hilft Touristen und mir bei den anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten.

Milieu: Wo sind die Kunden? Ab und zu treten Menschen in die Eingangshalle: Ihre Kleidung: klassisch bis modern und wahrscheinlich so teuer wie die Möbel. Entsprechen Besucher diesem Bild nicht, sind sie mit großer Wahrscheinlichkeit neugierige Touristen und keine zahlungskräftige Kundschaft. Das Stilwerk steht wegen der Architektur als Hamburger Sehenswürdigkeit im Reiseführer. Beim Innenausstatter Clic ist ein Ehepaar im mittleren Alter vertieft in die Beratung mit einem Verkäufer. Der bringt immer neue Paletten mit Sofastoffen. Die entscheidende Frage: Mit welchem Stoff soll der 2.000 Euro teure Sessel bezogen werden?

„Viele Ikea-Kunden von heute sindunsere Kunden von morgen“

Fachberaterin für Küchen im Stilwerk

Wie wird Geld gemacht? Qualität statt Quantität, hochwertige Einzelstücke statt Serienmodelle. Viele Möbel der Läden im Stilwerk sind nach Maß und auf Kundenwunsch. Die Designerläden im Stilwerk verkaufen nicht nur einzelne Möbel, sondern konzipieren ganze Räume für Privatkunden und Unternehmen. Zum Großteil sind Innenarchitekten und Architekten als Fachberater angestellt. Die Kundschaft soll nicht nur hochwertige und schicke Möbel bekommen, sondern auch die bestmögliche Beratung.

Königsdisziplin Küche: „Mindestens 20.000 bis 25. 000 Euro sollte ein Kunde für seine Küche einplanen“, sagt eine Mitarbeiterin in einem Ausstellungsraum der drei Küchenhersteller im Stilwerk. Viele Kunden würden auch das doppelt oder dreifache dieses Betrags für ihre neue Küche ausgeben.

„Die Ikea-Kunden von heute sind unsere Kunden von morgen“, sagt die Frau. Erfahrungsgemäß würden sich viele nach einer Einbauküche des schwedischen Möbelhauses für eine Anfertigung von Stilwerk entscheiden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis von Ikea-Küchen hält die Fachberaterin zwar für angemessen, „allerdings ist eine Küche von uns eine Küche fürs Leben“. Vom Material bis zur Verarbeitung – die Qualität sei eine viel hochwertigere als bei Ikea. Es sei ein Unterschied wie von Hugo Boss zu H&M. „Unsere Kunden kommen wahrscheinlich nicht schon in fünf, sondern erst in 30 Jahren wieder, um eine neue Küche zu kaufen.“

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