Vergewaltigungen in Südafrika: Debatte über „chemische Kastration“

In Südafrika nimmt sexualisierte Gewalt stark zu. In der Regierungspartei ANC mehren sich radikale Forderungen, wie mit Vergewaltigern umzugehen ist.

Eine Menschengruppe hält Plakate hoch worauf steht "Stop Rape"

Protest vor dem Gericht von Krugersdorp bei der Vorführung mutmaßlicher Vergewaltiger, 4. August Foto: Siphiwe Sibeko/reuters

JOHANNESBURG taz | Chemische Kastration ist eine radikale Strafe für Vergewaltiger, aber die Diskussion darüber in Südafrika zeigt den Ausmaß der Empörung über die schockierenden Vergewaltigungsraten. Nach aktuellen Daten werden jeden Tag durchschnittlich 153 Frauen in Südafrika vergewaltigt.

Der letzte Horrorvorfall ereignete sich am Donnerstag vergangener Woche, als eine Männergruppe mit vorgezogener Waffe acht Frauen überfiel, die gerade in einem verlassenen Bergwerk bei Krugersdorp nahe Johannesburg ein Musikvideo aufnahmen.

Am Montag wurden über 80 Verdächtige dem Haftrichter in Krugersdorp vorgeführt. Der Fall macht Schlagzeilen, weil die Täter angeblich Ausländer aus dem benachbarten Lesotho sind.

In der Zulu-Sprache heißen sie zama zama („versuch es noch mal und noch mal“) und sie treiben sich in aufgegebenen Bergwerken herum, auf der Suche nach Erzen und Mineralien zum Verkauf. Die Verdächtigen sollen nun im Schnellverfahren DNA-getestet werden – es gibt dafür eigentlich eine lange Warteliste.

„Ein tragischer Start für den Monat der Frau“, sagte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa – der August ist Südafrikas Monat der Frau – und nannte sexualisierte Gewalt „die dunkle und hässliche Seite unserer Gesellschaft“.

Auf einer Programmkonferenz des regierenden ANC (Afrikanischer Nationalkongress) in Johannesburg am vergangenen Wochenende forderte die ANC-Arbeitsgruppe für „soziale Transformation“ die chemische Kastration für verurteilte Vergewaltiger. Es ist ein Verfahren, das männliche Hormone verringert und damit auch den Sexualtrieb.

Auf dem nächsten ANC-Wahlparteitag im Dezember soll das auf die Tagesordnung gesetzt werden, kündigte Lindiwe Sisulu an, die Vorsitzende der ANC-Arbeitsgruppe. Rein zufällig will Sisulu auch Ramaphosa im Kampf um die ANC-Führung herausfordern.

Beim Wahlparteitag 2017 war ein ähnlicher Vorstoß der ANC-Frauenliga noch abgelehnt worden. „Wir schlagen es erneut vor“, so Sisulu. „Mal sehen, was der Parteitag sagt.“

Unter Kritikern ist die chemische Kastration umstritten, nicht zuletzt wegen der hohen Zahl falscher Verurteilungen, die später aufgehoben werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.