Verfassungsreferendum in der Türkei: Berlins Türk*innen gehen zur Wahl
Seit Montag wird im türkischen Generalkonsulat in Berlin über das Verfassungsreferendum abgestimmt. Nicht nur Erdoğan-Fans waren schon da.
Ganz schön weit draußen, das Generalkonsulat der Türkei in der Heerstraße. „Hier Wahlen Türkei?“, fragt eine ältere Frau mit Kopftuch an der Bushaltestelle Württembergallee. Die Antwort erübrigt sich beim Anblick der Medienteams vor dem Generalkonsulat.
Seit Montag früh hat das Wahlbüro für das Verfassungsreferendum des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğans geöffnet. In Berlin sind es etwa 139.000 Abstimmende, die sich bis zum 9. April für oder gegen das geplante Referendum aussprechen können. Ja oder Nein – kleine Auswahl, große Wirkung. Hier geht es nicht nur um ein Referendum, sondern um Erdoğan selbst.
Am ersten Vormittag der Abstimmung stehen nicht viele Wartende in der Schlange. Am Zaun ist eine Türkeiflagge angebracht, am Wohnhaus gegenüber hat jemand eine EU-Flagge aus dem Fenster gehängt. Zuerst die Sicherheitskontrolle: Pass vorzeigen, Arme ausbreiten, Metalldetektor. Hinter der Schleuse sind mehrere Container aufgereiht, darin die Urnen für die Abstimmung.
Ein älterer Herr mit Bart und Krückstock antwortet auf die Frage nach dem Verfassungsreferendum tatsächlich direkt mit einem Loblied auf Erdoğan: „Früher gab es in der Türkei keine Straßen, keine Schulen, kein Brot. Heute alles super wegen Erdoğan!“ Er reckt den Daumen nach oben. Ein Ja für das Referendum, ein Ja für Erdoğan.
Mustafa, ein junger Koch mit Designerbrille und stylischer Lederjacke, sieht das anders: „Erdoğan ist kein Demokrat.“ Auch für ihn geht es hier nicht um die rechtlichen Einzelheiten des Referendums, sondern vielmehr darum, ein Zeichen gegen Erdoğan zu setzen. Denn der würde nun mal direkt davon profitieren.
Ein Kurde aus Rudow, der seit 25 Jahren in Deutschland lebt, bringt seine Angst auf den Punkt: „Wenn Erdoğan mächtiger wird, sind wir verloren.“
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