Verdrängung in Berlin: Hoffen und anpacken

Wer sich keine Hoffnung macht, wird nicht enttäuscht, verpasst aber auch das gute Leben. Hier einige hoffnungsvolle Termine.

Eine Straßenlaterne und Gründerzeithäuser in Kreuzberg

Wir vergesellschaften uns die Stadt zurück Foto: Ralf Knüfer/Unsplash

Hoffnung ist gefährlich. Gefährlich dort, wo sie eine schlechte Strategie und schlechte Arbeit ausgleichen muss. Gefährlich dort, wo Scharlatane sie wecken, um Notlagen auszunutzen. Wer sich keine Hoffnung macht, wird nicht enttäuscht.

War der Berliner Mietendeckel eine falsche Hoffnung, Scharlatanerie sogar? Nein, denn Hoffnung ist noch gefährlich in einem anderen Sinne – gefährlich für die bestehenden Verhältnisse. „Etwas treibt in uns, will weiter“, so beschreibt der Hoffnungs-Philosoph Ernst Bloch den revolutionären Überschuss, der im Alltag schlummert.

Die Berliner*innen, die zum allergrößten Teil zur Miete wohnen, werden den Mietenwahnsinn nicht mehr auf sich sitzen lassen. Sie werden weiter wollen, neue Wege suchen und vorantreiben, Wege wie das Volksbegehren „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“.

Der Berliner Mieterverein, die Berliner Mietergemeinschaft, die DGB Jugend Berlin-Brandenburg, Verdi Berlin und viele weitere Gruppen veröffentlichten am 19. April eine gemeinsame Erklärung zur Vergesellschaftungs-Initiative. Darin heißt es:

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Demokratische Verwaltung ist der Weg

„Wohnungen dürfen nicht wie bisher Gegenstand von Spekulation und Bereicherung einer Minderheit auf Kosten der Mehrheit sein. Öffentliches Eigentum in demokratischer Verwaltung ist der einzige Weg, das Recht auf Wohnen für breite Schichten der Bevölkerung dauerhaft zu sichern und mit nachhaltigen statt gewinngetriebenen Maßnahmen zu einer ökologischen Wende beizutragen.“

Unterschreiben und die Initiative auf andere Weise unterstützen kann mensch hier.

„Wir wollen zusammen kommen und Netzwerke bilden. Über unsere täglichen Probleme reden und uns selbst- und kollektiv organisieren. Widerständig sein und gegen die Ausbeutung kämpfen!“

So heißt es wiederum im Aufruf zu einer hoffnungsvollen Kundgebung mit Tee, Kaffee, einem kleinen Umsonstflohmarkt und offenem Mikrofon am Nettelbeckplatz im Wedding. Mund-Nasenschutz und Abstände sind Pflicht (Samstag, 24. April, 14 Uhr, Nettelbeckplatz).

In Friedrichshain hingegen heißt es: „Viva la Rigaer!“ Eine Demo will dort Unterstützung für die von Räumung bedrohte Rigaer 94, die Potse und den Köpi Wagenplatz zum Ausdruck bringen. Dazu gibt es Musik und eine Küfa. Auf Mund-Nasenschutz und ausreichende Abstände ist auch hier zu achten (Samstag, 24. April, 14 Uhr, Samariterstraße/Rigaer Straße).

Wir haben es selbst in der Hand

„Seit Jahren verändert sich unsere Nachbarschaft durch Spekulation. Oft trifft es wichtige Orte, die bereits seit Jahrzehnten existieren. Es sind unsere nachbarschaftlichen Orte des Zusammenkommens und der Vernetzung“, heißt es in der Einladung zu einem Strategietreffen in Kreuzberg. Auch hier gilt es, darauf zu achten, das Ansteckungsrisiko zu minimieren (Sonntag, 25. April, 13 Uhr, Mariannenplatz).

„Der siebte Tag werden wir selber sein“, heißt es bei Ernst Bloch. Das bedeutet: Die Ruhe vom Mietenwahnsinn, das gute Leben – wir haben es selbst in der Hand.

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Redakteur im Politik-Team der wochentaz. Schreibt öfter mal zu Themen queer durch die Kirchenbank. Macht auch Radio. Studium der Religions- und Kulturwissenschaft, Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Mehr auf stefan-hunglinger.de

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