Verbraucherschützer zu Fernwärme: Markt öffnen, Preise regulieren
Das Monopol der Anbieter muss gebrochen werden, ist die Forderung. Die Preisgestaltung sei undurchsichtig, ein Anbieterwechsel unmöglich.
„Im Hinblick auf Verbraucherrechte hinkt der Fernwärmemarkt stark hinterher“, sagte Verbraucherzentralen-Chef Klaus Müller am Mittwoch in Berlin. Bei den Anbietern handle es sich um Monopolunternehmen, die von der Erzeugung über den Netzbetrieb bis hin zur Kundenbetreuung alles in einer Hand hätten.
Dadurch konnten die Preise auf dem Fernwärmemarkt in den letzten Jahren stärker steigen als in anderen Energiebereichen. Vor allem der Grundpreis gehe in die Höhe, sodass einzelne Haushalte mit geringem Verbrauch sehr stark im Nachteil seien, sagte Müller.
Wie die Preise zustande kommen, sei oftmals völlig undurchsichtig. Ein Anbieterwechsel ist aufgrund der Monopolstellung auch nicht möglich. „Der klassische Rat ‚Wechselt doch einfach‘ geht hier ins Leere“, sagte Müller. Deshalb müsse der Markt für andere Wärmelieferanten geöffnet werden. Diese könnten ihre Energie durch Zuleitungen zuführen. Die Infrastruktur, die in Form der verlegten Rohre bereits vorhanden ist, muss weiterhin vom selben Unternehmen betreut werden.
In kleineren Fernwärmemärkten, in denen kein Wettbewerb entstehen könne, geht es laut Müller hauptsächlich darum, die Preise durch die Bundesnetzagentur zu regulieren, um Verbraucher vor starken Preiserhöhungen zu schützen.
Robert Bosch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energien, hinterfragte zudem das umweltfreundliche Image der Fernwärme. „Jeder Stromanbieter muss detailliert angeben, wie sich sein Strom zusammensetzt, bei Fernwärme weiß man hingegen gar nichts“, sagte Bosch. In Fernwärme-Kraftwerken würden hauptsächlich fossile Brennstoffe genutzt. Es gibt jedoch bereits Ideen, wie erneuerbare Energien in das Fernwärmenetz eingeführt werden könnten, etwa indem überschüssiger Windstrom in Wärme verwandelt wird.
Zusätzlich gebe es auch zahlreiche Unternehmen, gerade in der chemischen Branche, deren Abfallwärme noch ungenutzt verfällt. Solange keine politischen Strukturen existieren, die den Wettbewerb regulieren, wollen sich aber auch diese Unternehmen nicht an dem Markt beteiligen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!