Verbotwünsche: Keine Angst vorm Schubidu
Die Forderung nach einer Absage des Xavier Naidoo - Konzerts ist nicht links - sondern reaktionär.
W ird Bremen einen Auftritt des ressentimentgeladenen Schmusebarden Xavier Naidoo überstehen? Oder wird der Reichsbürger Mannheims durch den Vortrag raunender Plattitüdenlyrik einen homophoben und antisemitischen Sturm entfesseln?
Während der Lesben- und Schwulenverband dem Auftritt in wohltuender Gelassenheit entgegen sieht, scheint der Bremer Linksjugend-Verband genau das zu befürchten. Denn anders als durch den Verweis auf dramatische Folgen ließe sich das von [solid‘] geforderte Auftrittsverbot rechtlich kaum begründen. Und zugleich scheint sie sich außerstande zu sehen, mit den Waffen des Wortes, mit Kritik und politischem Argument gegen den Sog des Popgequorgels zu bestehen. Klar, in dieser Ohnmacht bleibt nur der Ruf nach einer Autorität, die durchgreifen und dem Spuk ein Ende bereiten soll. Als nächstes kommt dann zweifellos der evidente, aggressiv heteronormative Sexismus von Helene Fischer ins Visier der eher spießig als sozialistisch inspirierten Tugendwächter.
Nein, man braucht sich angesichts dieser Bremer Diskussion nicht zu fragen, ob eine schrankenlose Meinungs- und Kunstfreiheit ein wünschenswerter Zustand wäre. Sie zeigt eher, wie salonfähig Zensurforderungen wieder geworden sind: Politische Haltung bestimmt sich aber durch ihre Mittel nicht weniger als durch ihre deklarierten Ziele. In diesem Sinne erweist sich der Jugendverband [solid‘] nicht als links – sondern als sehr solide reaktionär.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein