Umstrittener Musiker: Großzügiges Platzangebot

Am Samstag spielt Xavier Naidoo auf der Bürgerweide. Dagegen regt sich Widerstand. Der Stadt ist egal, ob Texte des Sängers homophob oder antisemitisch sind.

Xavier Naidoo mit der Fußball-Nationalmannschaft

So gehen Reichsbürger, Reichsbürger gehen so: Xavier Naidoo und die Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 2006. Foto: DPA

BREMEN taz | Die Stadt Bremen verteidigt das Konzert des umstrittenen Popmusikers Xavier Naidoo, der am Samstag auf der Bremer Bürgerweide spielt. Kritik kommt unterdessen nicht nur von der Linksjugend [‘solid], sondern auch vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD).

Im vergangenen Jahr trat Xavier Naidoo zum Nationalfeiertag vor den rechtspopulistischen „Reichsbürgern“ auf, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen und für noch immer von alliierten Siegermächten besetzt halten.

2012 verunglimpfte er auf dem Album „Gespaltene Persönlichkeit“ gemeinsam mit Rapper Kool Savas Homosexuelle: „Ich schneid‘ euch jetzt mal die Arme und die Beine ab, und dann ficke ich euch in den Arsch, so wie ihr es mit den Kleinen macht. Ich bin nur traurig und nicht wütend. Trotzdem würde ich euch töten. Ihr tötet Kinder und Föten und ich zerquetsch dir die Klöten.“ Er wolle damit auf „furchtbare Ritualmorde an Kindern“ hinweisen, sagte Naidoo später, und dass er als Kind von einem Mann missbraucht worden sei. Naidoo verteidigt seinen Auftritt vor den Reichsbürgern, weist aber den Vorwurf von sich, rechtspopulistisch oder homophob zu sein.

Und auch antisemitisch sei er nicht, sagt der Sänger. Dabei wird Naidoo gerade das immer wieder vorgeworfen – wegen eines Liedes von 2009, in dem die jüdische Bankiers-Familie Rothschild angegangen wird: „Wie die Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken. (...) Baron Totschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel. Der Schmock ist‘n Fuchs und ihr seid nur Trottel.“ Das Lied verbreitete sich in antisemitischen Kreisen und Netzwerken.

Bei der Messe Bremen sieht man in einem Auftritt Xavier Naidoos auf der Bürgerweide gleichwohl kein Problem: „Wir vermieten die Fläche, wenn die Künstler oder Bands nicht verboten sind. Das ist bei Xavier Naidoo der Fall“, sagte Pressesprecher Matthias Höllings. So werde bei allen Veranstaltungen verfahren. „Wir nehmen keine Bewertungen von Künstlern über deren Äußerungen oder Songtexten vor“, so Höllings. Die Messegesellschaft vermietet die Bürgerweide im Auftrag der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft – wenn sie nicht grad als Parkplatz gebraucht wird.

In Naidoos Heimatstadt Mannheim ist man da kritischer: Der Sänger vertrete „im Einzelnen radikal libertäre, antistaatliche Positionen, mit denen sich die Stadt nicht identifizieren könne“, sagte Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD).

In Bremen fordert die Linksjugend [‘solid] eine Absage des Konzerts. „Wie kaum ein anderer bekannter Popmusiker propagiert Naidoo Thesen, die sonst nur im neonazistischen Spektrum zu finden sind“, sagte Sprecher Tim Ruland. Der Auftritt dieses Sängers sei mit dem von Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) angekündigten Einsatz für homosexuelle und queere Identitäten „nicht vereinbar“.

Der LSVD verlangt zwar keine Absage des Konzertes, „erwartet“ aber, dass das Konzert „kritisch begleitet oder beobachtet wird“. Komme es auf der Bühne zu homophoben Äußerungen Naidoos, müsse das Konzert dann beendet werden, sagte ein LSVD-Sprecher der taz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.