Verbot von Videoclips: Wieder und wieder gegen Pussy Riot
Ein russisches Gericht verbietet Videoclips der russischen Punkband Pussy Riot. Gleichzeitig erscheinen mehrere Bücher zum Thema.
MOSKAU dpa | Videoclips der russischen Frauenband Pussy Riot und ihres kremlkritischen Punk-Gebets in einer Kirche sind von einem Gericht in Moskau als extremistisch eingestuft und damit verboten worden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft werde der Zugang zu Internetseiten mit den Filmen der Gegnerinnen von Kremlchef Wladimir Putin blockiert, sagte ein Justizsprecher am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge.
In den Videoclips seien Aussprüche und Handlungen dokumentiert, die Gläubige verletzen könnten, sowie verborgene Aufrufe zu Aufruhr und Ungehorsam, entschied Richterin Marina Mussimowitsch. Sie berief sich auf ein Gutachten im Auftrag des russischen Innenministeriums.
Nach ihrem Protest gegen Putin im Februar waren Nadeschda Tolokonnikowa (23) und Maria Aljochina (24) wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“ in einem umstrittenen Prozess zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Jekaterina Samuzewitsch (30) erhielt eine Bewährungsstrafe. Die Urteile gegen die Frauen hatten international Empörung ausgelöst. Zwei von ihnen sind Mütter kleiner Kinder.
Der Fall Pussy Riot bewegt indes immer mehr den internationalen Buchmarkt. Am Donnerstag boten russische Internetportale die neue Dokumentation „Pussy Riot. Die wahre Geschichte“ an. Autorin Vera Kitschanowa habe dazu nach dem Punkgebet der Gruppe gegen Kremlchef Wladimir Putin in einer Kirche Interviews geführt, sagte ein Branchensprecher der Agentur Interfax zufolge. In Deutschland erschien nun „Pussy Riot! Ein Punk-Gebet für Freiheit“ (Nautilus). Es handele sich nicht um eine Übersetzung des russischen Buchs „Pussy Riot. Was war das?“, teilte der Verlag mit.
Das angeblich von der Punkband geschriebene Buch „Pussy Riot. Schto eto bilo?“ (Was war das?) war ohne Zustimmung der Musikerinnen veröffentlicht worden, wie der Moskauer Verlag Algoritm eingeräumt hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind