Verbot in Israel: Islamische Bewegung in Schockstarre
Die israelische Regierung macht einen Teil der Islamischen Bewegung für die Hetze verantwortlich. Gegen das Verbot soll gestreikt werden.
Israels Justizministerin Ajelet Schaked rechtfertigte das Verbot mit der „Hetze, die die Islamische Bewegung verbreitet“. Damit sei die Organisation mit verantwortlich für die aktuelle Gewaltwelle. Bei den nächtlichen Razzien sollen Unterlagen über Millionenspenden muslimischer Organisationen auch in der Türkei und Kuwait gefunden worden seien.
85 Palästinenser und 14 Israelis sind bei der Gewalt in den vergangenen Wochen zu Tode gekommen. Scheich Raed Salah, Chef der nun verbotenen Islamisten, ist federführend bei der muslimischen Kampagne zum Schutz des Tempelberges.
Wegen Hetze gegen den Staat Israel und dem Aufruf zur Gewalt droht ihm derzeit eine Haftzeit von elf Monaten. Der charismatische Religionsführer rief seine Anhänger wiederholt dazu auf, den Haram Al Sharif zu retten.
Generalstreik und Demonstrationen geplant
„Die Al-Aksa-Moschee ist in Gefahr,“ warnt er stets. Salah finanziert aus der Kasse seiner Bewegung die „Murabitan“ und „Murabitun“, muslimische Frauen und Männer, die vor dem Tempelberg vor allem Juden mit aggressiven „Allahu akbar“-Rufen zu vertreiben suchen. Diese „Wachen heiliger muslimischer Stätten“ werden von Israels Sicherheitsbehörden seit Anfang September aus Jerusalems Altstadt ferngehalten, was die Spannungen verschärfte.
„Das Verbot der Islamischen Bewegung kommt gefährlicher politischer Verfolgung gleich“, so kommentierte der Abgeordnete Jusef Dschabarin von der Vereinten Liste. Hier ginge es um „einen schweren Angriff gegen die freie Meinungsäußerung der palästinensischen Minderheit“. Dschabarin ist Mitglied des südlichen Abschnitts der Islamischen Bewegung.
Insgesamt repräsentieren die israelischen Islamisten über 40 Prozent der arabischen Bürger im Staat, die wiederum ein Fünftel der israelischen Gesamtbevölkerung ausmachen. Der gesamte Sektor wird am Donnerstag mit einem Generalstreik und Demonstrationen gegen das Verbot protestieren.
Verbot der ultrarechten Organisation Lehava gefordert
Die große Beliebtheit der Islamisten ist auf ihr soziales Engagement zurückzuführen und darauf, dass sie die arabische Peripherie fördern. Die Bewegung unterhält Kindergärten, Kliniken, Fachschulen und sogar Sportvereine. „Die Islamische Bewegung zu verbieten“, so warnt der Abgeordnete Dschabarin, „wird die Arbeit von religiösen, von Wohlfahrts- und Erziehungseinrichtungen, die die Bewegung allen arabischen Bürgern zur Verfügung stellt, sehr beeinträchtigen.“
Israels Oppositionsführer Yizhak Herzog (Das Zionistische Lager) begrüßte die Entscheidung des Sicherheitskabinetts, appellierte jedoch dazu, nun auch die ultrarechte Organisation Lehava zu verbieten und den offen rassistischen Fussballfanklub Beitar Jerusalems La Familia. Lehava setzt sich den Kampf gegen jüdisch-arabische Mischehen zum Ziel.
Benzi Gopstein, Chef der Lehava, hatte vor einigen Wochen öffentlich zum „Kampf gegen Götzendienste“ und zum Inbrandsetzen von Kirchen aufgerufen. Selbst Staatspräsident Reuven Rivlin warnte vor den Taten Lehavas, die „wie Nagetiere am demokratischen Fundament“ Israels knabberten.
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