Uruguays Fußball-WM: Weltmeister der Latinos
Uruguays Stolz ist berechtigt. Sie haben Frankreich, Südafrika und Ghana aus dem Turnier geworfen, und sie sind weiter gekommen als Brasilien oder Argentinien.
BELRIN taz | Der Stolz, der durch die Straßen Montevideos getragen wird, ist berechtigt. Weil sie es fußballerisch weit gebracht haben, nicht weil sie Maradona heißen. Präsident Pepe Mujica ließ zum Halbfinale gegen Holland auf der Leinwand an der Plaza de la Independencia übermitteln, was wohl die meisten Uruguayer denken: "Wir haben schon gewonnen." Das haben sie. Und das Spiel um Platz drei ist für sie die Ehrenrunde.
In Uruguay ist eine WM schon seit 40 Jahren nicht mehr mit so viel Spannung verfolgt worden. Bei der letzten Teilnahme, 2002, schaffte es die Celeste nicht über die Vorrunde hinaus. Aber das entscheidende Gruppenspiel gegen Senegal, in dem Uruguay einen 3:0-Rückstand noch aufholte und dennoch nicht weiterkam, ließ auch die Menschen, die die WM-Titel 1930 und 1950 nicht miterlebt haben, erahnen, wie viel Spannung so ein Turnier erzeugen kann. Diese Ahnung verwandelte sich in den vergangenen Wochen in echtes Erleben.
Am Dienstagabend erlebten die Uruguayer ein Déjà-vu des Senegal-Spiels. Die letzten zehn Minuten des Halbfinales gegen Holland, als Uruguay zum 2:3 aufholte und die Möglichkeit eines Ausgleichs und der Verlängerung noch mal in greifbare Nähe rückte, gehörten zu den aufregendsten des Turniers. Dass Trainer Oscar Tabárez den Starstürmer Diego Forlán bereits vom Platz geholt hatte, bleibt als letzter Wermutstropfen, aber dass er ihn wohl für die Ehrenrunde am Samstag schonen wollte, kann getrost als Sportsgeist gewertet werden.
Die Uruguayer haben einiges fürs Erinnerungsalbum dieser WM hinterlassen: Sie haben Frankreich und Gastgeber Südafrika rausgeworfen, dann Ghana, das letzte afrikanische Team. Und das mithilfe eines Handspiels, das sie danach als Heldentat feierten. Vor allem: Sie sind weiter gekommen als alle anderen Südamerikaner. Uruguay hat schon gewonnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?