piwik no script img

Urteil gegen Trumps Ex-AnwaltMillionenstrafe für Rudy Giuliani

Der ehemalige New Yorker Bürgermeister muss wegen Verleumdung Zahlungen in Höhe von mehr als 148 Millionen Dollar leisten. Er wird Berufung einlegen.

Rudy Giuliani, ehemaliger Bürgermeister von New York, verlässt das Bundesgericht in Washington Foto: Jose Luis Magana/dpa

Washington D.C. afp | Der frühere Privatanwalt von Ex-US-Präsident Donald Trump, Rudy Giuliani, ist wegen Verleumdung zweier Wahlhelferinnen zu Schadenersatz und Strafzahlungen in Höhe von mehr als 148 Millionen Dollar (136 Millionen Euro) verurteilt worden. Eine Jury in Washington verurteilte Giuliani am Freitag dazu, den beiden Frauen jeweils rund 37 Millionen Dollar wegen Verleumdung und deren psychischen Folgen zu zahlen. Hinzu kommt eine Strafzahlung von 75 Millionen Dollar. Giuliani kündigte Berufung an.

Der frühere New Yorker Bürgermeister war bereits im August von einer Bundesrichterin der Verleumdung der 64-jährigen Ruby Freeman und ihrer 39 Jahre alten Tochter Wandrea Moss schuldig befunden worden. Beide hatten bei der US-Präsidentschaftswahl 2020 in einem Wahllokal im Bundesstaat Georgia gearbeitet.

Kurz nach der Wahl hatte Giuliani ein Video der beiden Wahlhelferinnen während der Stimmauszählung veröffentlicht, in dem er sie fälschlicherweise des Wahlbetrugs beschuldigte und weitere unbegründete Behauptungen über sie aufstellte.

Moss sagte nach der Verkündung des Strafmaßes für Giuliani, die vergangenen Jahre seien für sie und ihre Familie „verheerend“ gewesen. Giulianis „Lügen“ hätten Folgen „für unser Leben, unser Zuhause, unsere Familie, unsere Arbeit, unser Sicherheitsgefühl, unsere mentale Gesundheit“ gehabt. Während des Prozesses hatten die Afroamerikanerinnen Freeman und Moss ausgesagt, dass die falschen Anschuldigungen Giulianis sie auch zur Zielscheibe rassistischer Attacken gemacht hätten.

Giuliani nannte das Urteil hingegen „absurd“ und zeigte sich zuversichtlich, mit seiner angekündigten Berufung Erfolg zu haben. Wenn der Fall „vor ein faires Gericht“ komme, werde das Urteil gekippt, sagte er vor Journalisten.

Auch schien der frühere New Yorker Bürgermeister an seinen Vorwürfen gegen die beiden Frauen festzuhalten. Er habe „keinen Zweifel“, dass seine Äußerungen über die zwei Wahlhelferinnen „haltbar waren und heute haltbar sind“. Er habe bloß noch nicht die Gelegenheit bekommen, seine Belege zu präsentieren.

Giuliani war nach Trumps Wahlniederlage gegen den Demokraten Joe Biden eine zentrale Figur bei den Versuchen des abgewählten Amtsinhabers, den Wahlausgang mittels haltloser Betrugsvorwürfe zu kippen und sich damit im Amt zu halten.

Inzwischen hat Giuliani eine ganze Reihe von juristischen Problemen. So wurde er zusammen mit Trump in einem Strafverfahren in Atlanta in Georgia wegen des Vorwurfs der Wahlmanipulation angeklagt. In New York und Washington wurde wegen seiner Falschbehauptungen zur Wahl Giulianis Anwaltslizenz suspendiert.

In früheren Zeiten war der Republikaner über die Parteigrenzen hinweg hoch angesehen. Wegen seiner besonnenen Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York wurde das damalige Stadtoberhaupt der Ostküstenmetropole als „Amerikas Bürgermeister“ gefeiert. Später wurde Giuliani dann zum loyalen Wegbegleiter Trumps – für die Trump-Gegnerschaft ist er seither eine Reizfigur.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Erstaunlich der Werdegang: wie konnte die neoliberale/ultralibertäre Abrissbirne aus den Republikanern das machen, was sie heute sind?

    Vielleicht lässt sich aus der "Entwicklung" Giulianis eine Lehre ziehen? Wie ist der zum Trump-Bot geworden?

  • Ein Mann, der nachweislich unbestechlichen Wahlhelferinnen das Leben zur Hölle macht, weil er gegen sie aufhetzt, muss eine drastische Strafe erhalten. Vermutlich wird er aufgrund geistiger Probleme, die er gegebenenfalls auch noch als Strategie aus dem Hut ziehen wird, wohl keinen Schadensersatz leisten.



    Da gibt es noch einen blonden Strohkopf, der mal sein Chef war, der vermutlich mit ähnlichen Strategien seinen Kopf aus der Schlinge ziehen wird.



    Aber wie schon zurecht erwähnt wurde: Wieso laufen solche Leute noch frei herum und vor allem den Blondschopfkriminellen betreffend, wieso wird Gesetzeslosigkeit dieser Person so verehrt in den USA?



    MAGA ist doch nur eine Illusion bei solchen Methoden! Das ist in Deutschland mit einem der ähnlich(e) leere Versprechungen machte richtig schief gegangen

  • Warum läuft dieser Mensch eigentlich noch frei herum?

  • Wer 148 Millionen zahlen kann, soll einfach die Kla… halten!