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Untersuchungsbericht zur WM-VergabeDubiose Zahlungsvorgänge

In der Affäre um die Vergabe der Fußball-WM 2006 sind neue Zahlungsvorgänge aufgetaucht. Geld sei auch über ein Konto von Franz Beckenbauer geflossen.

Ist zum Thema schon alles gesagt? Foto: reuters

Frankfurt/Main dpa | Die vom DFB beauftragte Kanzlei Freshfields hat bei ihren Untersuchungen keine Beweise für einen Stimmenkauf der deutschen Bewerber vor der Vergabe der Fußball-WM 2006 finden können. Bestechung sei aber auch nicht grundsätzlich auszuschließen, hieß es in dem am Freitag vorgestellten Bericht.

Viele Fragen konnten die Fachleute aber nicht klären, weil wichtige Dokumente und Daten fehlten und nicht alle Zeugen ausgesagt hätten. Ein abschließendes Bild könne der Bericht zu den Millionenzahlungen nicht liefern.

Dafür wirft die Untersuchung neue Fragen auf, die vor allem die Rolle von Franz Beckenbauer betreffen. Die Freshfields-Experten stießen auf weitere dubiose Zahlungsvorgänge.

Geld sei auch über ein Konto des damaligen Organisationskomitee-Chefs Franz Beckenbauer geflossen, hieß es in dem Bericht der vom DFB beauftragten Kanzlei Freshfields. Über das Konto einer Anwaltskanzlei seien zudem zehn Millionen Schweizer Franken an ein Unternehmen in Katar überwiesen worden. Ob es da aber ankam und was mit dem Geld passierte, ist unklar.

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2 Kommentare

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  • Die wartenden Journalisten fühlten sich wie bei Niersbachs Abschiedspressekonferenz im Oktober 2015. Nur eine vom DFB benachbarte und bestimmt nicht billige Rechtsanwaltskanzlei hatte diesmal nach fast fünfmonatlichen Recherchen vordergründig eigentlich nur die Frage zu beantworten: „war sie gekauft oder nicht?“ Der Hauptsatz war relativ schnell erklärt, dass keine Beweise vorliegen, eine der beiden Möglichkeiten zur Anwendung gebracht zu haben.

     

    Wie bei Niersbachs aus Zeitdruck verkorkster „Privatkonferenz“ folgte anschließend der erwartete spannende Teil mit den verschiedenen Fragen der Journalisten. Das breitgefächerte DFB-Präsidium schien mit ihren unterschiedlichen drei Ansichten rein zufällig ergänzend erreicht zu haben, dass fast jede Frage aus irgendwelchen Gründen geschickt unbeantwortet blieb bzw. auf unbestimmt hinausgezögert wurde. So bleiben völlig neu gewonnene Erkenntnisse erneut im Dunkeln. Geblieben ist das Bekenntnis, in Zukunft seitens der Verbandsführung transparenter auftreten zu wollen. Vielleicht gelingt es den anderen externen Ermittlern nach Anhörung der FIFA u.a. herauszufinden, warum das von Dreyfus mit anteiliger Beteiligung Beckenbauers (!) geborgte Geld solche verzweigte Kontenzwischenstationen durchleben musste, um in Katar (! )bei einer Firma zu gelangen, die zufällig dem zwischenzeitlich geschassten FIFA-Vize, bim Hammam, gehörte.....

     

    Dieser kleiner Millionen-Betrag war doch eigentlich nur als kleines Dankeschön für den Dachverband in Zürich für die großartige finanzielle Unterstützung des deutschen OK der WM vorgesehen!

  • Ein systemisches Problem, meint dazu Kollege Mansfeld:

    http://diekolumnisten.de/2015/10/23/duzen-kluengel-fehlende-distanz/

     

    "Klebrige Nähe“ nennt es der investigative Journalist Hans Leyendecker, der unter diesem Titel eine Untersuchungen zur Korruption im modernen Sportjournalismus verfasst hat. „Die Bundesligisten haben die Redaktionen im Sack“. „Je weiter du kommst, desto mehr verstehst du dich als Teil des Systems“. Mit diesen Aussagen lässt sich ein anonym bleiben wollender Sportberichterstatter zitieren. „Du bist zu Hofberichterstattung verdammt“ – Kumpanei, Klüngel und insgesamt eine fehlende Distanz prägen den Sportjournalismus, der so beinahe als eigenes Genre der Berichterstattung verstanden werden kann. Mit dem Entzug von Informationen etwa zu Verletzungen oder Transfers sanktionieren Vereine und Verbände Journalisten, die kritisch nachfragen. Auf milderen Eskalationsstufen werden Berichterstatter einfach etwas später informiert oder nicht mehr geduzt – was allen Beteiligten signalisiert: Zu dem gehen wir auf Abstand."