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Unterleibskrankheit bei FrauenWie Endometriose besser diagnostiziert werden könnte

Allein die Diagnose der Entzündungen im Unterleib ist langwierig. For­sche­r:in­nen gelingt nun den Nachweis über Moleküle in Stuhlproben.

Häufig werden den Erkrankten Hormontabletten verschrieben, die die Periode unterdrücken Foto: Jochen Arndt/plainpicture

Bei Frauen, die an Endometriose erkrankt sind, bildet sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, innerhalb und außerhalb der Gebärmutter, was zu chronischen Entzündungen führt. Die Folge sind starke Menstruationsschmerzen, Übelkeit, Kreislaufbeschwerden oder sogar Unfruchtbarkeit. Zwischen 8 und 15 Prozent aller Frauen im reproduktionsfähigen Alter sind laut Schätzungen davon betroffen. In vielen Fällen dauert es Jahre, bis die Krankheit richtig diagnostiziert wird. Die einzigen bislang zuverlässigen Methoden zur Diagnostik sind invasive Eingriffe wie Gewebeentnahme und Magenspiegelung. Aufgrund der schwierigen Diagnostik wird Endometriose von vielen Gy­nä­ko­lo­g*in­nen nicht rechtzeitig erkannt.

Bisher gibt es keine langfristig erfolgreiche Behandlung der Krankheit. Häufig werden den Erkrankten Hormontabletten verschrieben, die die Periode unterdrücken oder die entzündeten Verwachsungen werden operativ entfernt. Beide Behandlungsmethoden stellen einen großen Eingriff dar und können für die Betroffenen sehr belastend sein. Selbst bei operativer Entfernung kehren die Symptome bei 75 Prozent der Erkrankten später zurück.

Die Studie

Für eine neue Studie, die im Fachmagazin Medscape erschienen ist, haben Wis­sen­schaft­le­r*in­nen des Baylor College of Medicine in Houston anhand von Stuhlproben das Mikrobiom von 18 Endometriosepatientinnen untersucht und mit dem einer gesunden Kontrollgruppe von 31 Probandinnen verglichen. So konnten sie zwölf Metabolite identifizieren, deren Konzentration sich im Mikrobiom der Stuhlproben der Erkrankten im Vergleich zu den gesunden Probandinnen unterscheidet. Eines davon ist 4-Hydroxyindol. Die an Endometriose erkrankten Frauen wiesen einen deutlich niedrigeren 4-Hydroxyindol-Spiegel auf als die gesunden Frauen aus der Kontrollgruppe, hatten also zu wenig dieser von körpereigenen Bakterien produzierten Moleküle verstoffwechselt.

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In einem Nachfolgeexperiment infizierten die For­sche­r*in­nen Mäuse mit Endometriose und injizierten ihnen im Anschluss 4-Hydroxyindol. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich bei den infizierten Mäusen im Anschluss die Entzündungen zurückbildeten.

Was bringt’s?

Auch wenn das Bewusstsein für Endometriose als ernstzunehmende Krankheit in den vergangenen Jahren gestiegen ist, dauert es in den meisten Fällen noch immer sehr lange, bis die Krankheit diagnostiziert wird und behandelt werden kann. Die invasiven Eingriffe, die dazu nötig sind, belasten die Patientinnen und sind insbesondere in Ländern des Globalen Südens vielen Frauen nicht zugänglich.

Eine Diagnostik auf Basis einer mikrobiotischen Analyse des Stuhlgangs könnte helfen, die Krankheit früher und schonender als bisher zu erkennen und schneller mit der Behandlung zu beginnen. Und irgendwann könnten die Studienergebnisse vielleicht auch zu einer neuen Therapieoption führen.

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