Uno stoppte Luftbrücke nach Birma: Militärjunta beschlagnahmt Hilfsgüter

Entsetzen über das Verhalten der Militärjunta in Birma nach dem Zyklon: Das Regime beschlagnahmt Lieferungen, die Uno stoppte zeitweise ihre Hilfe. Die Bundeskanzlerin fordert Konsequenzen.

Hilfsgüter für das Militär? Birmesische Soldaten entladen Lieferung Bild: dpa

BANGKOK taz Nach Angaben der Vereinten Nationen hat das Militärregime in Birma die bislang ins Land geflogenen Hilfsgüter beschlagnahmt. Zwei Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms (WFP) seien am Flughafen in Rangun festgehalten worden und könnten nicht verteilt werden, sagte WFP-Sprecherin Paul Risley am Abend in Bangkok. Die UNO kündigte zunächst an, die Unterstützung zu unterbrechen. Später hieß es, man werde zumindest die beiden für Samstag geplanten Flüge doch durchführen. "Währenddessen wird weiter mit der Regierung über die Verteilung der Nahrungsmittel verhandelt, die heute nicht ausgehändigt wurden", hieß es in einer WFP-Mitteilung.

"Die Nahrungsmittel liegen in einem Lagerhaus, sie sind nicht auf Lastwagen und unterwegs zu denen, die sie brauchen", sagte Risley. Die beiden Hilfslieferungen umfassen 38 Tonnen hoch nahrhafter Kekse und hätten für 95.000 Menschen ausgereicht. Insgesamt schätzt die UNO die Zahl der Notleidenden auf mindestens 1,5 Millionen. Rund 187 Millionen Dollar seien für das Hilfsprogramm erforderlich.

Der jetzige Konflikt zeichnete sich bereits ab, als Birmas Außenministerium gestern erklärte, man sei zwar dankbar für Versorgungsgüter aus dem Ausland, wolle diese aber selbst verteilen. In Thailand ansässige Regimekritiker berichteten, dass die Junta Hilfsgüter aus Nachbarstaaten wie Thailand oder China für Propaganda missbraucht habe, indem sie vortäuschte, die Lieferungen kämen aus eigenen Beständen.

Immer noch warten mehrere hundert internationale Helfer und Katastrophenexperten, darunter auch UN-Mitarbeiter, in der umliegenden Region darauf, dass die jeweiligen birmesischen Botschaften ihnen endlich Einreisevisa erteilen. In Thailands Hauptstadt Bangkok steht seit gestern fest, dass die Geduld der Wartenden auf eine weitere harte Probe gestellt wird: Weil sich Birmas Botschaft in der thailändischen Hauptstadt kurz vor dem Wochenende einen einheimischen Feiertag genehmigte, müssen die ausländischen Experten mindestens noch bis Montag oder Dienstag ausharren. Wenn Birma keine ausländischen Helfer zulasse, werde die Zahl der Todesopfer dramatisch steigen, sagte der Sprecher des Asien-Büros der UN, Richard Horsey.

Entsprechend verschlechtert sich die Lage im am schwersten verwüsteten Irrawaddydelta südlich der ehemaligen Hauptstadt Rangun sechs Tage nach dem Wirbelsturm. In der Küstenstadt Labutta an der Südwestspitze des Deltas errichten die Malteser, deren lokale Spezialisten sich nach Angaben der Organisation frei in Birma bewegen dürfen, derzeit ein Gesundheitszentrum. "Die Situation dort verschlechtert sich stündlich, die Menschen brauchen dringend sauberes Trinkwasser und medizinische Versorgung", so ein Teilnehmer eines Erkundungsteams. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef konnten Mitarbeiter von UN-Organisationen etwa 21 von 47 stark betroffenen Ortschaften und Bezirken im Delta und in Rangun erreichen und Informationen für gezielte Hilfeleistungen sammeln.

Ein Reporter des britischen Independent berichtete von vielen Leichen, die im Irrawaddydelta ans Ufer gespült worden seien und von Bedürftigen, die Kleidung von Toten stehlen würden. Die Opfer seien weitgehend auf sich selbst gestellt.

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