Uniper verklagt Gazprom: Milliarden-Klage auf Schadenersatz
Wegen ausbleibender Gaslieferungen soll der russische Staatskonzern zahlen. Doch ob das bald verstaatlichte Uniper damit Erfolg hat, ist zweifelhaft.
Das Verfahren solle vor einem internationalen Schiedsgericht in Stockholm stattfinden, sagte Maubach. Ob es zustande komme, hänge auch von der Bereitschaft Gazproms ab. Beide Seiten müssten sich auf einen Schiedsrichter einigen. Notfalls werde Uniper auch vor Gerichte in Deutschland ziehen. „Das sind wir unseren Aktionären, unseren Mitarbeitern und den Steuerzahlern schuldig“, sagte Maubach.
Uniper ist der größte Gashändler Deutschlands. Seit der Konzern kein russisches Gas mehr erhält, muss er dieses teuer einkaufen, um die Versorgung aufrecht zu erhalten. Die Preise sind aber infolge des Ukraine-Kriegs in den vergangenen zwölf Monate von 40 auf bis zu 340 Euro pro Megawattstunde (MWh) gestiegen. Aktuell kostet eine MWh knapp 140 Euro. Die Gasersatzkosten beliefen sich auf bislang 11,6 Milliarden Euro, sagte Maubach. Diese Summe werde bis Ende 2024 weiter ansteigen.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatte Uniper ein Minus von 40 Milliarden Euro angehäuft. Nun soll der Staat das Unternehmen vom finnischen Mehrheitsaktionär Fortum fast komplett übernehmen. Die Bundesregierung hat dafür ein milliardenschweres Hilfspaket geschnürt. „Wir werden und wollen unsere Kredite zurückzahlen“, betonte Maubach.
Die Bundesregierung will perspektivisch wieder aussteigen
Erst 2025 strebe Uniper allerdings wieder schwarze Zahlen an. Frühestens dann werde auch ein Ausstieg des Staates ein Thema. Der „Exit“ sei „das Ziel der Bundesregierung“, so Maubach. Über die Verstaatlichung sollen die Aktionäre am 19. Dezember auf einer außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden. Auch die EU-Kommission muss noch grünes Licht geben.
Uniper will zudem seine russische Tochter Unipro vom Rest des Konzerns trennen. Finanzströme und IT-Systeme seien bereits abgekapselt worden, sagte Maubach. Die Tochter mit rund 5.000 Beschäftigten stehe weiter zum Verkauf. Es sei zwar eine Transaktion mit einem inländischen Käufer vereinbart worden, die politische Genehmigung dafür jedoch unsicher.
Auch andere deutsche Unternehmen prüfen Schadenersatzforderungen gegen Gazprom. Der Chef von Deutschlands größtem Öl- und Gasförderer Wintershall Dea, Mario Mehren, hatte vor zwei Wochen im Handelsblatt erklärt, man prüfe, inwieweit man Ansprüche geltend machen könne.
(mit Agenturen)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
Bodycams bei Polizei und Feuerwehr
Ungeliebte Spielzeuge
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach