Unicef stellt Jahresbericht vor: 600 Millionen Kinder leben in absoluter Armut
Berlin (taz) – Ein „Jahrzehnt des nicht erklärten Krieges gegen Frauen, Jugendliche und Kinder“ nennt das UN-Kinderhilfswerk Unicef in seinem Bericht „Zur Situation der Kinder in der Welt 2000“ die Zeit seit dem Welt-Kindergipfel von 1990. Kindheit und Jugend seien bestimmt durch Mangelernährung, Krankheit und unzureichende Bildungschancen.
Reiner Schlagintweit, der Vorsitzende von Unicef Deutschland, rief bei der Vorstellung des Berichts gestern in Berlin dazu auf, verstärkten Druck auf die Regierungen auszuüben. Bundespräsident Johannes Rau kritisierte, dass die 1989 beschlossene Kinderrechtskonvention nur zögerlich umgesetzt worden sei. „Was ist das für eine Zivilisation, in der Kinder als Soldaten dienen und als Prostituierte ihr Geld verdienen müssen? Wir sollten überlegen, wie der Teufelskreis aus Armut und Prostitution von Kindern durchbrochen werden kann.“ Unicef-Exekutivdirektorin Carol Bellamy wies darauf hin, dass rund 600 Millionen Mädchen und Jungen weltweit in absoluter Armut lebten, während auf den internationalen Devisenmärkten täglich 1,5 Milliarden US-Dollar den Besitzer wechselten. Wenn die reichen Nationen ihr selbst gestecktes Ziel einhielten, 0,7 Prozent ihres Bruttoszialprodukts für Entwicklungshilfe bereitzustellen, könnte mit den zusätzlichen 100 Milliarden US-Dollar für die Ärmsten Schulbildung, medizinische Versorgung und eine Grundernährung garantiert werden, rechnete Unicef vor. 70 bis 80 Milliarden US-Dollar jährlich würden reichen, um allen Familien ein Existenzminimum zu sichern. Die Rüstungsindustrie wird mit Aufträgen im Wert von 680 Milliarden US-Dollar pro Jahr gespeist, damit ihre Lebensgrundlage erhalten bleibt. Lena Kuder
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