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Ungebremst und unerklärlich

Staatsanwalt ermittelt gegen Berliner Busfahrer, der am Sonntag in Brandenburg auf der A 24 in ein Stauende raste. Der Fahrer war wahrscheinlich eingeschlafen. Bei dem Unfall wurden sechs Personen in davor stehendem Pkw getötet

Nach einem schweren Autobahnunfall bei Kremmen mit sechs Toten hat die Polizei die Privatwohnung des als Verursacher geltenden Busfahrers und das Busunternehmen in Berlin durchsucht. Das sagte ein Polizeisprecher am Montag in Potsdam. Es seien eine Computeranlage des Unternehmens sowie private Unterlagen des 47-jährigen Fahrers beschlagnahmt worden. Sie sollen den Ermittlern Aufschluss über dessen gefahrene Touren und Ruhezeiten geben. Bei dem Unfall im Kreis Oberhavel waren am Sonntag fünf Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren sowie eine 22-Jährige getötet worden. Sechs Menschen erlitten schwere Verletzungen, als der Bus laut Polizei nahezu ungebremst in ein Stauende fuhr.

Der Polizei gelang es nur mit Mühe, den Unfallhergang zu rekonstruieren: Auf der A 24 von Berlin nach Hamburg war gegen 7.15 Uhr ein Nissan auf ein anderes Auto aufgefahren. Die nachfolgenden Pkws stoppten hinter dem Unfall. In diesen Stau raste der nur mit dem Fahrer besetzte Berliner Reisebus. Dabei wurde ein VW-Bus aus Berlin fast zerquetscht. Darin saßen unter anderem die fünf Kinder. Die Fahrerin und ein weiterer Beifahrer wurden schwer verletzt. Auch die 22-jährige Fahrerin des Nissan überlebte den Unfall nicht. Die Autobahn war nach dem Unfall noch stundenlang gesperrt.

Gegen den Busfahrer wird nun wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Der Berufskraftfahrer hat bereits 20 Jahre Berufserfahrung. Seit zwei Jahren arbeitet er für ein Tegeler Busunternehmen, bislang unfallfrei. Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher findet es unerklärlich, „warum jemand auf gerader Strecke ungebremst auf eine stehende Kolonne fährt“. Hinweise auf eine plötzliche Ohnmacht lägen nicht vor. Auch Alkohol am Steuer sei unwahrscheinlich. Seine Vermutung: „Der Fahrer ist wegen Übermüdung am Steuer eingeschlafen.“ Den Fahrer musste die Staatsanwaltschaft im Krankenhaus vernehmen. Er hat mehrere Brüche erlitten.

Die fünf Kinder waren auf dem Weg in den Urlaub. Drei von ihnen, zwei achtjährige Zwillinge und deren zehnjährige Schwester, stammten aus dem Kinder- und Jugendheim „Eva Laube“. Die Einrichtung in Potsdam gehört zum Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF).

„Sie wollten einen Teil ihrer Sommerferien in der Ostprignitz verbringen“, berichtete Heimleiterin Helga Hübner am Montag. Die drei getöteten Kinder hätten seit langem in Heimen und nicht mehr bei ihrer Mutter gelebt. Zwei weitere Geschwister wohnen noch im Heim. Die ebenfalls verunglückten 12-und 13-Jährigen kommen laut Hübner aus Teltow.

Das Fürsorgewerk kümmert sich unter anderem um Kinder und Jugendliche, die in ihren Familien Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch wurden. Wegen dieser schwierigen Umstände wurden keine Details zur Identität der Toten mitgeteilt.

Für Freitag ist um 11 Uhr ein Trauergottesdienst in der Friedrichskirche in Babelsberg geplant. SUVA

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