Unabhängigkeit von Russland: Baltikum kappt Leitungen
Nach 15 Jahren Vorbereitung haben sich Estland, Lettland und Litauen an Europas Stromnetz angeschlossen. Die Leitungen zu Russland sind abgebaut.
![Mann in Anzug vor unbestimmtem Hintergrund Mann in Anzug vor unbestimmtem Hintergrund](https://taz.de/picture/7519119/14/506628977-1.jpeg)
Bisher waren die drei baltischen Länder über das Brell-System an Russland sowie Belarus angebunden, einem Relikt aus Sowjetzeiten. Die Abkopplung hat für Yoko Alender, die Klimaministerin Estlands, vor allem eine politische Dimension: „Wir haben diesen Vorgang über 15 Jahre vorbereitet. Es ist der letzte Integrationsschritt in die EU und ermöglicht uns den Schutz unserer kritischen Infrastruktur.“
Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine importieren die drei EU- und Nato-Mitgliedstaaten keinen Strom und kein Gas mehr aus Russland. Die endgültige Lösung von dem Stromnetzverbund Brell bedeutet für Alender, die Kontrolle zurückzugewinnen: „Die Stromversorgung muss in vertrauenswürdiger Hand liegen. Strom sollte nur zwischen Partnern fließen, die sich hundertprozentig vertrauen. Die Abkopplung schützt uns vor möglichen Sabotageakten und Angriffen.“
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 1,6 Milliarden Euro und wurden zu drei Vierteln von der EU finanziert. Die Umstellung verlief reibungslos ohne Stromausfälle, Netzfrequenz und Stromübertragung blieben stabil. Damit hat das Baltikum auch geopolitisch an Stabilität gewonnen. „Wir haben in der Vergangenheit gesehen, wie Russland die Energieversorgung als politisches Instrument missbraucht hat. Das ist nun nicht mehr möglich“, resümiert Otto Tabuns, Direktor der Baltic Security Foundation. Die Stromleitungen nach Russland und Belarus werden nun abgebaut.
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