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Umweltverbände hinter KlimaaktivismusRespekt vor Protest

Umweltverbände und Kir­chen­ver­tre­te­r:in­nen verteidigen Klimaaktionen. Aus dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU hagelt es indes Kritik.

Klimaaktivistin der Letzten Generation blockieren eine Autobahnzufahrt in Berlin Foto: Christian Mang/reuters

Berlin epd | Umweltverbände haben vor einer Kriminalisierung von Klimaprotesten gewarnt. Derzeit herrsche eine absurde Situation im Land, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung von BUND, WWF, Greenpeace und weiteren Verbänden: „Statt über realen Klimaschutz zu diskutieren, wird öffentlich eine aggressive Debatte über verschiedene Formen von Klimaprotesten geführt.“

Angetrieben werde die Debatte über Aktionen der Letzten Generation von Po­li­ti­ke­r:in­nen der Union, FDP und AfD. Sie gipfele in der Präventivhaft für Ak­ti­vis­t:in­nen und der Forderung der Union, Sitzblockaden mit bis zu drei Jahren Haft zu bestrafen. Damit seien die Grenzen der Verhältnismäßigkeit überschritten, heißt es in der Erklärung. Es sei an der Zeit, über wirksamen Klimaschutz zu diskutieren, statt besorgte Bür­ge­r:in­nen zu diffamieren. Angesichts der Dimension der Klimakrise seien die Sorgen und Proteste nachvollziehbar.

Klar sei dabei, dass ziviler Ungehorsam gewissen Regeln folgen müsse und dass von ihm keine Gewalt ausgehen dürfe. Zugleich sollte ziviler Ungehorsam „auch vermittelbar und um das Erlangen gesellschaftlicher Mehrheiten bemüht sein“.

Nicht alle aus der Kirche unterstützen Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen

„Ich verstehe den Schmerz der jungen Generation, die sagt: Wir halten das nicht aus“, sagte auch der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Bilz, am Wochenende. Auch Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hatte Respekt für Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen geäußert. Sie stellten ihr eigenes Wohl zurück, um „gewaltfreien, zivilen Widerstand“ zu leisten, so Heinrich.

Der Evangelische Arbeitskreis der CDU Nordrhein-Westfalen widerspricht hingegen Heinrichs Aussagen. In ihrem Text zur Unterschriftsammlung heißt es: „Dieser Ansicht widersprechen wir. Wir haben die tiefe Sorge, dass solche Äußerungen der Evangelischen Kirche und ihren Mitgliederzahlen unermesslichen Schaden zufügen.“

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7 Kommentare

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  • „Dieser Ansicht widersprechen wir. Wir haben die tiefe Sorge, dass solche Äußerungen der Evangelischen Kirche und ihren Mitgliederzahlen unermesslichen Schaden zufügen.“

    Sie sollten mehr Sorge haben, dass der Klimawandel und unsere Lebensweise dem Planeten schaden.

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Nunja - der "unermessliche Schaden", den der"Evangelische Arbeitskreis der CDU Nordrhein-Westfalen" sieht, ist ja wohl schon durch.



    Und zwar auch, weil sie als "C"DU-Unterorganisation die Klimavernichtungspolitik ihrer Partei unterstützen.



    Gerade in NRW wird Kohle verfeuert, werden dazu ganze Dörfer (und damit Heimat) platt gemacht, wird Landschaft vernichtet, wird geradezu exzessiv zur Klimakrise beigetragen, werden Begründungen für rechtswidrige Räumungen von Widerstandsnestern durch die "C"DU-Regierung zusammenkonstruiert und diese mit massivstem Einsatz der Staatsgewalt exekutiert.



    Es gäbe viel zu tun für Christen in der "C"DU, um dieser Politik Einhalt zu gebieten.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Statt über realen Klimaschutz zu diskutieren, wird öffentlich eine aggressive Debatte über verschiedene Formen von Klimaprotesten geführt.“

    Liegt vielleicht an der Art des Protest?

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Die Kritik an der Aktionsform schließt nicht aus parallel dazu über Klimaschutz und Anpassung zu sprechen.

      Das man sich dazu entschieden hat lieber nicht über die Klimakrise zu sprechen sondern sich lieber mit weniger intensiven Themen auseinander gesetzt hat, verstehe ich bei der BILD, AFD, CDU und FDP. Bei allen anderen, insbesondere der SPD mit ihrem "Klimakanzler" dem Spiegel etc habe ich mehr erwartet.

  • 0G
    06364 (Profil gelöscht)

    Wer den Klimawandel/Klimaprotest nicht ernst nimmt, braucht sich nicht über aggressive Aktionen der BürgerInnen wundern.



    Hier wird die Schizophrenie der Konservativen sehr deutlich. Fortschritt und Wirtschaftswachstum funktionieren nicht zusammen mit Traditionszwang und Wunsch nach alten Werten. Das ist seit Jahrhunderten klar. Der einzige Weg zu einem stabilen, klimafreundlichen Staat führt weit weg von konservativer und rechtsextremer Politik.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @06364 (Profil gelöscht):

      Bei der Versöhnung von Gegensätzen (wer spricht denn von Schizophrenie ;-) gibt es eine christlich ehrwürdige Tradition in den Kreisen der NRW-BRAUN-KOHLE-Scheffler. Erinnert sei an das "Zentralkomitees der Gesellschaft zur Versöhnung rassischer Gegensätze" in Heinrich Bölls Satire "Ansichten eines Clowns".

    • @06364 (Profil gelöscht):

      Sie machen einen Gedankenfehler. Die Ablehnung der Aktionen geht über die gesamte Bevölkerung, nicht nur über Konservative. Das hat mit Konservativ oder gar Rechtsextrem gar nix zu tun. Die Kritik kommt auch aus der Mitte und von Links.

      Auch wird nicht der Protest kritisiert, sondern die Art und Weise der Durchführung.

      Sie vermischen hier auch bewusst ein notwendigen und zwingenden Klimakampf mit Politik. Und das ist nicht gut. Denn wenn wir etwas gegen den Klimawandel tun möchten, dann müssen wir auch konservative Menschen mitnehmen. Ob ihnen das gefällt oder nicht.

      Und wenn Sie ignorieren (bewusst oder unbewusst?) das es auch in sozialistischen (oder links geführten) Ländern Umweltverschmutzung gibt sagt das viel aus. Oder irre ich mich?