piwik no script img

Umweltverbände attackieren AmpelZu viel Gas, zu wenig Klimaschutz

DUH, Greenpeace und Nabu stören sich am zu schnellen Ausbau von LNG-Terminals: Das sorge für eine Überversorgung mit Gas und gefährde das Klima.

Davon soll es nicht zu viele geben: Flüssiggaspipeline in Brunsbüttel Foto: Marcus Brandt/dpa

Berlin dpa | Mehrere große Umwelt- und Naturschutzverbände haben das geplante Gesetz zum schnellen Ausbau von Terminals für Flüssiggas (LNG) kritisiert. Das Gesetz in seiner geplanten Form sorge für eine Überversorgung mit Erdgas und gefährde die Einhaltung des Klimaschutzgesetzes, heißt es in einem offenen Brief der Verbände an die Bundestagsabgeordneten der Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP.

Das LNG-Beschleunigungsgesetz soll den Bau schwimmender und fester Terminals für Flüssiggas beschleunigen. Seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine versucht die Bundesregierung verstärkt, unabhängiger zu werden vom Gaslieferanten Russland. Eine Alternative ist LNG, für das in Deutschland bisher aber die nötige Infrastruktur fehlt. Um das zu ändern, sollen Genehmigungsbehörden mit dem neuen Gesetz vorübergehend bestimmte Verfahrensschritte auslassen können. Später sollen die Anlagen dann mit klimaneutralem Wasserstoff betrieben werden.

Das Vorhaben lehnen die Umweltschützer nicht kategorisch ab, wie aus dem Brief hervorgeht. Sie fordern aber, den am Dienstag im Kabinett verabschiedeten Entwurf an drei Stellen zu ändern: Erstens sollte das Gesetz präzise definieren, wie groß der drohende Energienotstand ist und welche LNG-Kapazitäten es zur Überwindung tatsächlich braucht. Landseitig stationäre Terminals sollten, anders als schwimmende Terminals, überhaupt nicht Teil des Gesetzes sein, heißt es weiter, weil sie ohnehin erst mittelfristig einsatzbereit seien.

Zweitens fordern die Verbände, die Laufzeitgenehmigungen der Terminals für eine LNG-Nutzung drastisch zu reduzieren – auf eine Laufzeit bis Ende 2030 statt Ende 2043. Eine längere Laufzeit passe nicht zu den Klimaschutzzielen der Regierung und stehe dem geplanten Hochlauf einer grünen Wasserstoffwirtschaft im Weg.

Keine Prüfung nur für schwimmende Terminals

Und drittens sollte die geplante Aussetzung der sogenannten Umweltverträglichkeitsprüfung nur für schwimmende LNG-Terminals gelten, die noch im Winter des laufenden Jahres einsatzbereit sein können.

Die Unterzeichner des Briefs sind der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Germanwatch, Greenpeace, der Naturschutzbund Nabu sowie der WWF.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Der Krieg in der Ukraine relativiert jede „CO2-Einsparung“ . Statt einer vermeintlichen Klima-Politik sollten global Bevölkerungs- und (damit) Konfliktreduktion im Vordergrund stehen. Ansonsten brennt unsere Zivilisation co2-intensiv nieder …

    • @Hans Wurst:

      Oh ja, lasst uns das Problem auf andere abwälzen. - Ohne Klimapolitik leiten wir eh die Bevölkerungsreduktion ein - und Völkerwanderungen.

  • Klingt nur vernünftig. Auf keinen Fall sollten wir uns an Dinge festketten, die einer Reduktion der fossilen Energie im Weg stehen können.

    Das fossile Kapital wettet sowieso darauf, noch Unmengen an CO₂ "produzieren" zu dürfen [1] [2]. Wir sollten also mit einer massiven Lobby- und Desinformationskampagne von der Seite rechnen.

    Wo knapp 400 Millionen Dollar /pro Tag/ (s.u.) auf das Verbrennen fossiler Energieträger gewettet werden können wir Gift darauf nehmen, dass ein paar Brosamen für die "Öffentlichkeitsarbeit" übrig bleiben. Das macht die Arbeit der DUH, Urgewald und andere umso wichtiger.

    [1] www.theguardian.co...-breakdown-oil-gas



    [2] www.theguardian.co...crisis-fossil-fuel

  • Das klingt vernünftig - denn es hat ja schon etwas das Geschmäckle, die Petroindustrie wolle sich da ein weiteres gemütliches Ruhekissen schaffen ...